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Martina Merz, Vorstandsvorsitzende der thyssenkrupp AG - Foto: thyssenkrupp AG
19.05.2020

Strategie-Update bei thyssenkrupp: Kleiner, aber stärker

thyssenkrupp steigert Tempo beim Umbau

Trotz der aktuellen Herausforderungen durch die Corona-Krise treibt thyssenkrupp den eingeleiteten Umbau weiter mit Nachdruck voran. Entsprechende Pläne hat der Vorstand dem Aufsichtsrat in seiner Sitzung vorgestellt. Kern der neuen Strategie ist der Umbau des Unternehmens hin zu einer leistungsstarken „Group of Companies“ mit einem schlanken Führungsmodell und einem klar strukturierten Portfolio. Die Geschäfte werden künftig in zwei Kategorien unterteilt: zum einen Unternehmensbereiche, deren Potenzial thyssenkrupp allein oder gemeinsam mit Partnern entwickeln wird, und zum anderen Geschäfte, für die das Unternehmen vorrangig Entwicklungspfade außerhalb der Gruppe verfolgen wird.

Martina Merz, Vorstandsvorsitzende der thyssenkrupp AG: „Wir haben in den vergangenen Monaten jeden Stein umgedreht und uns das individuelle Entwicklungspotenzial der Geschäfte für thyssenkrupp sehr genau angesehen. Wesentlich war dabei, in welcher Konstellation die Einheiten die besten Zukunftsperspektiven haben – unter dem Dach von thyssenkrupp, in Partnerschaften oder außerhalb des Unternehmens. Mit dieser Neubewertung des Portfolios haben wir schwierige und längst überfällige Entscheidungen getroffen, die wir jetzt konsequent umsetzen. thyssenkrupp wird kleiner, aber stärker aus dem Umbau hervorgehen.“
Portfolio von Werkstoff- und Industriegütergeschäften

Abgeleitet aus dem Potenzial der einzelnen Geschäfte wurden die folgenden Portfolioentscheidungen getroffen. Die bisherigen Business Areas werden dabei künftig als „Segmente“ bezeichnet:

  • Beim Werkstoffhandel und bei den Industriekomponenten (Schmiedegeschäft und Großwälzlager) sieht thyssenkrupp aufgrund der eigenen Marktposition und Wettbewerbsstärke unverändert gutes Entwicklungspotenzial. Diese Geschäfte wird thyssenkrupp auch künftig im Unternehmen aus eigener Kraft weiterentwickeln. Das Automobilzuliefergeschäft wird thyssenkrupp innerhalb der Gruppe weiterführen. Dem Branchentrend zu übergreifender Zusammenarbeit folgend sind selektiv auch Allianzen oder Entwicklungspartnerschaften vorstellbar. Aufgrund der spezifischen Markt- und Branchensituation im Stahl, sowie bei Marine Systems, wird thyssenkrupp neben Maßnahmen zur Steigerung der Performance für eine Stand-alone-Entwicklung im Unternehmen parallel auch mögliche Partnerschaften und Konsolidierungsoptionen verfolgen.
  • Künftig separat geführt werden Geschäfte, für die thyssenkrupp aus verschiedenen und sehr spezifischen Gründen keine nachhaltigen Zukunftsperspektiven innerhalb der Gruppe sieht. Diese Einheiten werden unter der Leitung von Dr. Volkmar Dinstuhl, Head of Mergers and Acquisitions der thyssenkrupp AG, zu einem eigenständigen Segment „Multi-Tracks“ zusammengefasst. Für den Anlagenbau, das Edelstahlwerk im italienischen Terni (AST) inklusive der dazugehörigen Vertriebsorganisation, Powertrain Solutions sowie Federn und Stabilisatoren strebt thyssenkrupp Partnerschaften oder einen Verkauf an. Bei Federn und Stabilisatoren wird weiter restrukturiert. Für die Bereiche Infrastructure, Grobblech und Battery Solutions prüft thyssenkrupp einen Verkauf oder die Schließung von Standorten. In Summe beschäftigen die „Multi-Tracks“-Geschäfte derzeit gut 20.000 Mitarbeitende. Sie stehen für einen Jahresumsatz von etwa 6 Mrd. €. Im zurückliegenden Geschäftsjahr verbuchten die Geschäfte einen negativen Business-Cashflow von rd. 400 Mio. €. Für dieses Segment ist ab dem kommenden Geschäftsjahr eine eigene Berichterstattung geplant.
Gespräche über eine mögliche Konsolidierungslösung im Stahl

Um die Wettbewerbsfähigkeit des Stahlbereichs zu sichern, hatte thyssenkrupp zuletzt die „Stahl-Strategie 20-30“ beschlossen und mit der Mitbestimmung ausverhandelt. Diese Strategie ist unverändert richtig. Der Plan umfasst den Abbau von 3.000 Arbeitsplätzen, die Optimierung des Produktionsnetzwerks sowie zusätzliche Investitionen in Höhe von 800 Mio. € in den kommenden sechs Jahren. Damit schafft thyssenkrupp die Grundlagen, um den Stahlbereich in einem äußerst herausfordernden Wettbewerbsumfeld nachhaltig zukunftsfähig aufzustellen. Ziel ist es, die Stahlproduktion mit ihren integrierten Wertschöpfungsketten und den damit verbundenen Arbeitsplätzen langfristig in Deutschland zu erhalten.

In der Vergangenheit hatte thyssenkrupp mehrfach betont, dass eine Konsolidierung der Stahlindustrie vorteilhaft sei. Durch die Corona-Krise nimmt die Notwendigkeit weiter zu, da sich die bestehenden Überkapazitäten in Europa strukturell ausweiten werden. Auch sieht thyssenkrupp gute Chancen darin, die notwendige Transformation hin zu einer klimaneutralen Stahlerzeugung zu beschleunigen, wenn die Industrie ihre Kräfte bündelt und die Politik die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen schafft. Deshalb wird thyssenkrupp für den Stahl auch mögliche Konsolidierungslösungen prüfen und hält sich alle Optionen offen. Gespräche finden mit Kenntnis des Aufsichtsrats bereits statt. Die Umsetzung der „Stahl-Strategie 20-30“ ist in jedem Szenario angezeigt.

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Wirtschaft

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