Statement
12.10.2020

EU-Klimazielerhöhung darf nicht zum Bumerang für den Klimaschutz werden

In dieser Woche hat das Europäische Parlament eine Anhebung des Klimaziels auf eine Treibhausgasminderung von 60 Prozent bis 2030 beschlossen. Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, blickt besorgt auf eine ausschließlich auf Ziele fixierte EU-Klimapolitik: „Ein Festlegen immer höherer Klimaziele, ohne dass Wege und Instrumente zur Erreichung aufgezeigt werden, darf nicht zum Bumerang für den Klimaschutz werden. Da rund 30 Prozent der Industrieemissionen auf die Stahlindustrie entfallen, kann die Branche durch eine grüne Stahlproduktion und nachhaltige Produkte einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung des EU-Klimaziels 2030 leisten. Dies gelingt jedoch nur, wenn geeignete politische Rahmenbedingungen die gewaltigen Investitionen in CO2-arme Technologien flankieren.“

Neben einer umfassenden finanziellen Förderung CO2-armer Produktionsverfahren sowie dem Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft mit der notwendigen energiewirtschaftlichen Infrastruktur, muss es der Politik gelingen, die Industrieproduktion in Europa vor Carbon Leakage, der Verlagerung der Produktion in Regionen der Welt mit deutlich geringeren Klimaschutzauflagen, zu schützen. Wichtigstes Instrument bleibt dabei eine kostenfreie Zuteilung von Zertifikaten im Rahmen des EU-Emissionsrechtehandels. „Ein höheres Klimaziel darf nicht zu weiteren Verschärfungen im EU-Emissionsrechtehandel führen. Im Zeitraum von 2021 bis 2030 werden der Stahlindustrie rund 20 Prozent der erforderlichen Emissionszertifikate fehlen. Für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Stahlunternehmen muss es eine freie Zuteilung von EU-Emissionszertifikaten geben und jede weitere Beschneidung der freien Zertifikate würde die Kostenbelastung massiv erhöhen. Der fehlende Investitionsspielraum droht dann die Transformation hin zur grünen Stahlproduktion zu ersticken“, erklärt Kerkhoff weiter.

 Zum Schutz vor Carbon Leakage werden derzeit verschiedene Optionen eines Grenzausgleichs, darunter ein Klimazoll, diskutiert. Dazu Kerkhoff: „Ein Instrument wie ein Klimazoll könnte die bereits bestehenden Instrumente zur Abwehr von Carbon Leakage sinnvoll ergänzen, darf diese jedoch nicht ersetzen.“

(Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl)

 

Schlagworte

EmissionszertifikateEUKlimapolitikKlimaschutzWV Stahl

Verwandte Artikel

19.04.2024

PPA-Markt in Deutschland: Vervierfachung des Marktvolumens

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) stellt ihre „PPA-Marktanalyse Deutschland 2023“ vor. Die Marktanalyse betont die wachsende Bedeutung von PPAs für nachhaltige Geschäft...

Dekarbonisierung Deutschland Elektrolyse Elektrolyseur Energie Energiewende Entwicklung EU Getriebe Handel IHK Industrie ING Klima Klimaschutz Offshore Politik Produktion Spanien Umwelt Unternehmen Wasserstoff Wasserstoffbasiert Wettbewerb Wirtschaft Zahlen
Mehr erfahren
19.04.2024

mecorad baut Geschäft in Nordamerika aus

Mit dem Ziel, Stahl- und Metallproduzenten in Nordamerika schneller und effektiver zu unterstützen, wurde am 2. April 2024 die mecorad Inc. gegründet. Die Idee, in den am...

AIST AISTech Digitalisierung Ergebnis Essen EU Inc. Industrie Industrie 4.0 ING Investition KI Mecorad Messe Metallindustrie Nordamerika Sensoren Stahl Stahlindustrie Steuerung Temperatur USA
Mehr erfahren
19.04.2024

Gustav Eirich Award startet in die 15. Runde

Der Startschuss für die Einreichungen zum 15. Gustav Eirich Award ist gefallen. Ab sofort können Bewerberinnen und Bewerber bis zum 31. Mai Dissertationen sowie eigenstän...

Award Deutschland ECREF Eirich Entwicklung EU Frankreich Industrie Innovation International Colloquium on Refractories Nachwuchs Polen Spanien USA Wirtschaft
Mehr erfahren
„Das Max-Planck-Institut ist in die breite Hochschullandschaft in Düsseldorf und der Region eingebettet und ein einzigartiger Ort außeruniversitärer Forschung“, sagt Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller (Mitte). Links: Dr. Kai de Weldige, kaufmännischer Geschäftsführer und rechts, Prof. Dierk Raabe, geschäftsführender Direktor des MPI-SusMat.
18.04.2024

Umwidmung des Düsseldorfer Max-Planck-Instituts

Wie können wir Materialien für mehr als 8 Milliarden Menschen produzieren und recyceln und gleichzeitig unseren Planeten schützen? Wie können wir Stahl ohne CO2- Emission...

CO2 Düsseldorf Eisenforschung Emissionen Energie Entwicklung Ergebnis EU Forschung Gesellschaft Industrie ING Klima Max-Planck-Institut Metallindustrie Metallurgie Politik Produktion Stahl Stephan Keller Transformation Umwelt Werkstoff Werkstoffe Wettbewerb Wirtschaft Wirtschaftsstandort
Mehr erfahren
Sonderprofile
18.04.2024

135 Jahre Böllinghaus Steel

Böllinghaus Steel, ein traditionsreiches Familienunternehmen mit nunmehr schon 135 Jahren Erfahrung in der Stahlbranche.

Böllinghaus Bund CO2 Deutschland Edelstahl Edelstahlprofile Einsparung Energie EU Flachstahl Hilden Industrie ING Innovation Investition Italien Kostenreduzierung Kran Langprodukte Legierungen Lieferung Logistik Messung Nachhaltigkeit Produktion Profile Service Spende Stahl Stahlindustrie Technik Umwelt Umweltschutz Unternehmen USA Vertrieb Walzwerk Werkstoff Zusammenarbeit
Mehr erfahren