Trendthema Wirtschaft
Mit einer neuen Regelungssoftware sollen auch Windkraftanlagen Momentanreserven bereitstellen und das Netz nach einem Ausfall auch ohne Kohle- und Atomstromkraftwerke wieder aufbauen können - Foto: Jens Kolk / piclease
29.01.2020

Stabiles Stromnetz durch moderne Technik

Neue Regelungssoftware für Windkraftanlagen

Deutschland will in den nächsten Jahren Strom vermehrt aus Wind und Sonne beziehen. Das stelle erhöhte Anforderungen an das Stromnetz, erklärt Dr. Holger Wrede von der Hochschule Düsseldorf: „Um die Stabilität des Netzes zu gewährleisten, ist es notwendig, dass Kraftwerke auf schwankenden Stromverbrauch reagieren.“ Für Windenergie und Photovoltaikanlagen sei das derzeit noch schwierig. Das Projekt in Zusammenarbeit mit „W2E Wind to Energy“ (Rostock) will durch das Weiterentwickeln der Anlage im Zusammenspiel mit dem sogenannten Umrichter neue Lösungsansätze bieten. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt fachlich und finanziell mit 395.000 €.

Die Bundesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2038 alle Kraftwerke abzuschalten, die Strom aus Kohle produzieren und den Anteil der Erneuerbaren Energien deutlich zu steigern. Um das Stromnetz stabil zu halten, sei es notwendig, schnell auf steigenden oder sinkenden Verbrauch zu reagieren. „Verändert sich der Stromverbrauch, reagieren die Kraftwerke, indem sie so genannte Regelenergie zur Verfügung stellen, um Netzspannung und -frequenz stabil zu halten. Bis diese Energie bereitgestellt werden kann, dauert es jedoch einen Moment. Diese Zeit wird mit der so genannten Momentanreserve überbrückt. Also der Energie, die in den großen rotierenden Massen der Dampfturbinen und Generatoren gespeichert ist“, erklärt Dirk Schötz, Leiter des DBU-Referates Klimaschutz und Energie.

Das Problem mit Erneuerbaren Energien sei, dass diese derzeit nicht in der Lage seien, diesen Zeitraum zu überbrücken und die nötige Momentanreserve bereitzustellen. „Windenergie kann zwar Primärregelenergie liefern, jedoch im Gegensatz zu Kohle- oder Atomstromkraftwerken derzeit keine Momentanreserven“, erklärt Wrede. Auch die Fähigkeiten, ein gestörtes Teilnetz allein zu versorgen sowie ein Stromnetz nach einem Ausfall wieder aufzubauen, fehlen den Erneuerbaren. Um zukünftig aber komplett auf Kohle- und Atomstromkraftwerke verzichten zu können, sei alles notwendig.

In dem Projekt der Hochschule Düsseldorf soll das durch das Weiterentwickeln der Anlage und des Umrichters möglich gemacht werden. Mit Hilfe einer neuen Regelungs-Software sollen Windkraftanlagen Momentanreserven bereitstellen und das Netz nach einem Ausfall auch ohne Kohle- und Atomstromkraftwerke wieder aufbauen können. „Das Verfahren der Hochschule Düsseldorf kann einen wichtigen Beitrag zum Umstellen unserer Stromversorgung auf Basis Erneuerbarer Energien leisten. Es soll ermöglichen, die Energie der drehenden Rotoren und Generatoren der Windkraftanlagen, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme zusätzlicher Energiespeicher, zum Stabilisieren der Netze und für Regelungsaufgaben zu nutzen“, so Dirk Schötz.

Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Schlagworte

EnergieEnergieeffizienzEnergiewirtschaftUmweltschutz

Verwandte Artikel

Werner Diwald, Vorstandsvorsitzender des DWV
24.07.2024

DWV zur Importstrategie: Deutsche Energieversorgung durch Importe aus Europa sichern

Der DWV begrüßt, dass die Bundesregierung mit der Importstrategie die Signale für den Hochlauf der europäischen Wasserstoffwirtschaft auf Grün stellt. Der zunehmende Foku...

Bund CO2 Deutschland DSV Elektrolyse Energie Erdgas EU Handel IBU Industrie ING Investition Klima Klimaziel Klimaziele Kooperation Partnerschaft Produktion Stahl Stahlwerk Strategie Studie Transport USA Wasserstoff Wettbewerb Wirtschaft WV
Mehr erfahren
Bau der Gasreinigungsanlage von Primetals Technologies - ein 1000-Tonnen-Kran hebt das letzte Stück der herabgehenden Leitung in Position.
18.07.2024

ArcelorMittal Polen unterschreibt Abnahmezertifikat

2021 hat ArcelorMittal Polen Primetals Technologies einen Auftrag zur Lieferung einer Gasreinigungsanlage für den Hochofen Nr. 2 in Dąbrowa Górnicza, Polen, erteilt. Nun...

Automobil Bauindustrie Bergbau CO2 Emissionen Endabnahme Energie Energieeffizienz EU Gasreinigung Hochofen Hochofenanlage IMU Industrie ING Kran Lieferung Polen Primetals Produktion Profile Recycling Schienen Stahl Stahlerzeugung Transport Umwelt Zertifikat
Mehr erfahren
(v.l.) Christoph J. Brandenburg, Fernando Pedicillo und Fabio Graw unterzeichnen die Vereinbarung zwischen Craemer und Arvedi für die Lieferung von nachhaltigem Stahl aus Italien.
17.07.2024

Craemer kooperiert mit Acciaieria Arvedi

Die Craemer Gruppe und der Stahlhersteller Acciaieria Arvedi haben kürzlich eine Kooperation unterzeichnet. Bei Craemer werden nun Stahlkomponenten mit zertifiziertem koh...

Arvedi Automobil Automotive Brandenburg CO2 Coils Dekarbonisierung Deutschland Edelstahl Emissionen Energie Entwicklung EU Forschung Gesellschaft Industrie ING Italien Kaltband Klima Kooperation Lieferung Metallumformung Metallverarbeitung Nachhaltigkeit Produktion Rohre Schrott Stahl Stahlcoil Stahlproduktion Stahlunternehmen Strategie Umformung Umwelt Umweltschutz Unternehmen USA Vereinbarung Walzwerk Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Die 2023 eröffnete Inertgas-Verdüsungsanlage im Outokumpu-Werk in Krefeld
16.07.2024

Outokumpu treibt Metallpulverproduktion voran

Nach dem Testjahr beginnt Outokumpu nun die kommerzielle Produktion. Zusätzlich startet das Unternehmen mehrere Forschungs- und Entwicklungskooperationen mit Partnern aus...

3D-Druck Additive Fertigung Deutschland Edelstahl Energie Entwicklung EU Finnland Flachprodukte Fonds Forschung Handel Industrie ING Innovation KI Klima Kooperation Krefeld Kreislaufwirtschaft Metallpulver Produktion Pulver Recycling Schrott Stahl Stahlhandel Strategie Temperatur Transformation Unternehmen USA Werkstoff Werkstoffe Wirtschaft Zusammenarbeit
Mehr erfahren
11.07.2024

Vietmeyer: Wachstumspaket der Ampel unzureichend

Zeitgleich erschien der Produktionsindex der WSM-Branchen für Mai: Er belegt u.a. gegenüber dem Vorjahresmonat ein zweistelliges Minus beim Auftragseingang.

ABB Bund Energie EU Finanzierung Forschung Forschungsprojekt Industrie ING Metallverarbeitung Politik Produktion Stahl Unternehmen Wirtschaft Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V. WSM
Mehr erfahren