Unternehmen Trendthema News
Luftaufnahme Standort Duisburg, thyssenkrupp Steel Europe AG - Photo: thyssenkrupp Steel Europe
19.03.2021

Eine innovative Idee – große Wirkung für die Dekarbonisierung

Studie von RWTH-Wissenschaftlern unterstützt das Konzept von thyssenkrupp Steel für Klimaneutralität integrierter Hüttenwerke

Im Auftrag von thyssenkrupp Steel hat ein Team von Prof. Bernd Friedrich, Leiter des renommierten Institutes für Metallurgische Prozesstechnik und Metallrecycling der RWTH Aachen (IME), das technische Konzept des größten deutschen Stahlherstellers untersucht, die Direktreduktion über ein neuartiges Einschmelzaggregat in die bestehende Hütte zu integrieren. Im Mittelpunkt stand dabei die Validierung der Ofentechnik („Einschmelzer“) als intelligente Lösung, um das direktreduzierte Eisen für die Weiterverarbeitung im bestehenden Stahlwerk vorzubereiten. Das klare Ergebnis der Wissenschaftler: das vom Duisburger Stahlhersteller verfolgte Konzept ist technologisch machbar, skalierbar und innovativ.  

Die Wissenschaftler bestätigen auf Basis eigens für die Studie erarbeiteter thermochemischer Simulationen die wesentlichen Annahmen von thyssenkrupp: Das geplante Schmelzaggregat ist geeignet, das in der Direktreduktionsanlage reduzierte Eisen einzuschmelzen und so ein flüssiges, roheisenähnliches Produkt für das Stahlwerk zu gewinnen. Untersucht wurden dabei verschiedene technische Faktoren wie Energiebedarf, die Positionierung der Elektroden, die Dimensionen des „Einschmelzers“ sowie die prinzipielle Schlackenverwertbarkeit. Neben der technischen Machbarkeit konnten aus der Studie zudem Erkenntnisse abgeleitet werden, die nun in die Auslegung des neuen Aggregats fließen werden.  

Prof. Dr. Bernd Friedrich, Leiter IME Metallurgische Prozesstechnik und Metallrecycling an der RWTH Aachen: „Die Dekarbonisierung der Stahlindustrie ist eine Jahrhundertaufgabe. thyssenkrupp Steel hat nun eine innovative und technisch realisierbare Lösung entwickelt, um mit dem Einsatz von Wasserstoff und grünem Strom CO2-Emissionen in der Stahlherstellung zu vermeiden. Der geplante „Einschmelzer“ ist eine intelligente Lösung, die weltweit eingesetzt werden kann, um integrierte Hütten über die Direktreduktion zu dekarbonisieren. Sie ermöglicht den Beibehalt und fortlaufenden Betrieb der Stahlwerke. So können zukünftig alle bisherigen Stähle in gewohnter Qualität, jedoch weitgehend CO2-neutral dargestellt werden.“

Der Faktor „Stahlwerk“ ist für thyssenkrupp Steel bei der Klimatransformation essenziell. Im Rahmen der Unternehmensstrategie setzt das Unternehmen auf hochwertige Premium-Güten und damit auch auf die etablierten Prozesse in den beiden Oxygenstahlwerken am Duisburger Standort. Anfang 2021 hat das Unternehmen Investitionen im hohen dreistelligen Millionenbereich freigegeben, um die Kapazitäten in diesen Produktsegmenten und wichtigen Zukunftsmärkten wie E-Mobilität zu stärken.  

Durch die vorliegende Studie hat thyssenkrupp Steel nun die externe Bestätigung für die Blaupause zur Integration der Direktreduktion in den bestehenden Duisburger Hüttenverbund. So kann die Hütte mit möglichst geringem Aufwand dekarbonisiert und perspektivisch das gesamte Gütenportfolio klimaneutral hergestellt werden, inklusive aller Premium-Güten. Damit fügt sich die Klimastrategie nahtlos in die auf Premium-Güten ausgerichtete Produktstrategie des Unternehmens ein.

Dr. Arnd Köfler, CTO von thyssenkrupp Steel: „Die Technik ist startklar. Wir können unseren Duisburger Stahlstandort klimaneutral aufstellen, indem wir die Produktionsketten ganz gezielt und nur dort verändern, wo die CO2-Emissionen entstehen: durch den Ersatz der Hochöfen. Die nachgelagerte Wertschöpfungskette und die damit verbundenen etablierten Prozesse bleiben bestehen. Das macht das Konzept so attraktiv: Wir ersetzen die Kohle, aber wir ersetzen nicht das Stahlwerk und alle folgenden Aggregate.“  

Bernhard Osburg, CEO von thyssenkrupp Steel: „Die Studie bestätigt einen zentralen Baustein unseres Transformationspfades. Die Nachfrage nach grünem Stahl ist schon heute da und wir haben ein technisch innovatives und fähiges Konzept, sie zu bedienen. Die Bestätigung dafür haben wir jetzt auch durch unabhängige Dritte. Und vor allem können wir unseren Kunden auf dieser Basis unser gesamtes Produktspektrum ohne Abstriche in der Qualität „in Grün“ anbieten. Es muss nun darum gehen, bestehende Unsicherheiten bei den Rahmenbedingungen auszuräumen, gerade was Fördermittel und Regulatorik anbelangt. Wir brauchen zunächst die notwendige Planungssicherheit, um ein robustes wettbewerbsfähiges Geschäftsmodell für grünen Stahl zu etablieren. Wir sind entschlossen, diesen Markt mit zu prägen und den Beweis anzutreten, dass klimaneutrale Industrie funktionieren kann.“ 

Neben dem Team von Prof. Bernd Friedrich hat eine namhafte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Auftrag des Unternehmens den Markt für grünen Stahl analysiert und die Eignung des Transformationspfads von thyssenkrupp Steel bestätigt, die Klimaziele des Unternehmens zu erreichen. Die Analyse geht davon aus, dass 2030 in Europa ein signifikanter Markt für grünen Stahl bestehen wird. Die Ergebnisse der Wirtschaftsprüfer bestätigen zudem, dass durch den Aufbau von zwei DR-Anlagen mit Schmelzaggregaten das mittelfristige Klimaziel des Unternehmens erreichbar und realistisch ist: Bis 2030 kann thyssenkrupp Steel mit der angepassten Anlagenkonfiguration die CO2-Emissionen des Unternehmens um 30 Prozent reduzieren.

(Quelle: thyssenkrupp Steel Europe AG)

 

 

Schlagworte

CO2CO2-EmissionenDekarbonisierungKlimaschutzKlimazielRWTHThyssenkrupp Steel Europe AG

Verwandte Artikel

(v.l.n.r.) Sandrina Sieverdingbeck, Geschäftsführerin DEUMU (Deutsche Erz- und Metall-Union GmbH); Holger Kreetz, Uniper SE COO; Gunnar Groebler, Salzgitter AG CEO; Christian Stuckmann, Uniper SE VP Business Development Hydrogen
23.04.2024

Salzgitter AG und Uniper kooperieren bei grünem Wasserstoff

Die Salzgitter AG und die Uniper SE haben einen Vorvertrag über die Lieferung und Abnahme von grünem Wasserstoff unterzeichnet. Dieser soll in der von Uniper geplanten Gr...

CO2 Dekarbonisierung Deutschland Direktreduktion Elektrolyse Emissionen Energie Erdgas EU Hochofen Inbetriebnahme Industrie ING KI Klima Klimaziel Klimaziele Kooperation Lieferung Offshore Partnerschaft Produktion Produktionsprozess Reduktionsmittel Stahl Stahlindustrie Stahlproduktion Strategie Transformation Uniper Unternehmen Vereinbarung Wasserstoff Wilhelmshaven Windpark
Mehr erfahren
Schrottverarbeitung bei BSW
23.04.2024

BDSV fordert Berücksichtigung bei neuem Klimaschutzgesetz

Der Bundesverband der Deutschen Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen äußert Bedenken gegenüber dem vorgeschlagenen Klimaschutzgesetz und fordert spezifische Anpassu...

ABB Anpassung Bund CO2 DSV Emissionen Entwicklung EU ING KI Klima Klimapolitik Klimaschutz Klimaziel Klimaziele Kreislaufwirtschaft Politik Recycling Stahl Unternehmen Wirtschaft
Mehr erfahren
Bundeskanzler Olaf Scholz, Ministerpräsident von Norwegen Jonas Gahr Støre und CEO der Salzgitter AG Gunnar Groebler bei der Eröffnung des HMI
23.04.2024

Salzgitter AG launcht Grünstahlmarke SALCOS

Die Salzgitter AG möchte mit der Einführung seiner Grünstahlmarke SALCOS® seine Kunden dabei unterstützen ihre Wertschöpfungsketten nachhaltig und transparent zu dekarbon...

Automobil Bauwesen CO2 CO2-Emissionen Dekarbonisierung Direktreduktion Elektrolichtbogenofen Emissionen Energie Energiewirtschaft EU Gesellschaft Industrie ING Klima Lichtbogenofen Messe Nachhaltigkeit Schrott Stahl Transformation Umwelt Unternehmen Wirtschaft WV WV Stahl Zertifikat
Mehr erfahren
22.04.2024

GMH begrüßt Einführung des Low Emission Steel Standard

Die einheitliche Klassifizierung der Klimawirkung des in verschiedenen Verfahren produzierten Stahls in Deutschland ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu grünen Leitmä...

BMW Bund CO2 CO2-Emissionen Dekarbonisierung Deutschland Emissionen EU Gesellschaft Hochofen Industrie ING KI Klima Klimaschutz Klimaziel Klimaziele Messe Messung Politik Produktion Schrott Stahl Stahlherstellung Stahlproduktion Strategie Transformation Transformationsprozess Unternehmen USA Wasserstoff Wasserstoffbasiert Wirtschaft Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Vertreter der Stahlbranche und Politik bei der Einführung von LESS
22.04.2024

WV Stahl und BMWK führen Low Emission Steel Standards ein

Die Wirtschaftsvereinigung Stahl und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) haben mit der Einführung des Low Emission Steel Standards (LESS) einen Gr...

BMW Bund CO2 Dekarbonisierung Deutschland Energie Entwicklung Ergebnis EU Finanzierung Hochofen Industrie ING Investition KI Klima Klimaschutz Klimaziel Klimaziele Ministerium für Wirtschaft Politik Produktion Schrott Stahl Stahlindustrie Stahlproduktion Transformation Unternehmen USA Wasserstoff Wasserstoffbasiert Wirtschaft Zusammenarbeit
Mehr erfahren