Forschung
16.02.2022

Forschungsprojekt von FEhS-Institut und Bimolab

Schlacke statt Naturgestein in Baumsubstraten

Stadtbäume sorgen für bessere Luft und ein gesundes Klima. Die Bedingungen, unter denen sie wachsen und überleben müssen, sind jedoch extrem anspruchsvoll. Daher kommen bei Neupflanzungen spezielle Vegetationssubstrate zum Einsatz, die oftmals aus natürlichen Gesteinskörnungen wie „Lava“ und Bims aus der Eifel bestehen.

Dieses Naturgestein könnte in Zukunft durch bundesweit verfügbare Hochofenstückschlacke ersetzt werden, ein Nebenprodukt der Stahlherstellung.

Das ist das Ergebnis eines dreijährigen Forschungsprojekts von FEhS – Institut für Baustoff-Forschung e.V. und der Bimolab gGmbH. Damit würden durch den Einsatz von Sekundärrohstoffen weitere natürliche Ressourcen geschont und Umweltbelastungen durch lange Transporte vermieden.    

Für das Forschungsvorhaben „Hochofenschlacke für Baumsubstrate als nachhaltige Alternative zu vulkanischen Gesteinskörnungen“ im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) wurden drei Substratmischungen miteinander verglichen: ein herkömmliches Substrat aus „Lava“ und Bims sowie zwei mit unterschiedlichen Hochofenstückschlacken. Nach der Bewertung der drei Substrate im Labor anhand der Vorgaben der Empfehlungen der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) für Baumsubstrate erfolgte von April 2019 bis September 2021 der Freilandversuch.

Über den gesamten Zeitraum führte die externe Sachverständige Dr. Katharina Weltecke eine Bonitur durch. Abschließend wurden die Versuchsbäume samt Pflanzkorb und Substrat ausgehoben und die Durchwurzelung sowie die Wurzelarchitektur untersucht.

Bei den Auswertungen zeigte sich, dass eine Baumsubstratmischung mit Schlacke dem Referenzmaterial mit Lava ebenbürtig war und beim Wachstumsverhalten sogar bessere Ergebnisse aufwies. Auch die Verwendung der anderen Schlackenmischung mit höheren pH-Werten und Salzgehalten ist möglich, sollte aber zuvor durch Lagern im Freien mit einer zusätzlichen Beregnung verbessert werden. Weitere Untersuchungen sollen folgen.   

Anna Sokol, Abteilungsleiterin Umwelt des FEhS-Instituts: „Hochofenstückschlacke kann als ‚Lava des Hochofens‘ bezeichnet werden. Sie ähnelt aufgrund ihrer hohen Porosität der als ‚Lava‘ bezeichneten natürlichen Gesteinskörnung aus der Eifel, die häufig als Substratkomponente verwendet wird. Die Eignung der Hochofenstückschlacke für den Einsatzbereich als Baumsubtrat konnte in diesem Forschungsvorhaben erfolgreich demonstriert werden.“

IhrKollege Martin Leson ergänzt: „Die Ergebnisse dieses Forschungsvorhabens zeigen eindrucksvoll, wie vielseitig Eisenhüttenschlacken verwendet werden können. Wir untersuchen derzeit den Einsatz in weiteren Bauweisen, wie zum Beispiel Flächenbegrünungen.“   

Für Thomas Reiche, Geschäftsführer des FEhS-Instituts, unterstreichen die Forschungsergebnisse die Bedeutung von industriellen Nebenprodukten: „Eisenhüttenschlacken tragen schon seit über sieben Jahrzehnten zu einer effizienten Kreislaufwirtschaft bei. Hochofenstückschlacke hat als praxiserprobter Verkehrsbaustoff bereits hunderte Millionen Tonnen Naturgestein ersetzt. Ihre zusätzliche Verwendung in Baumsubstraten wäre ein weiterer wichtiger Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften im Sinne des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes und zum Ressourceneffizienzprogramm der Bundesregierung.“   

Hochofenschlacke entsteht bei der Herstellung von Roheisen im Hochofen. Sie wird entweder mit Wasser zu Hüttensand granuliert, der vorwiegend im Zement Verwendung findet. Oder die Schlacke kühlt langsam zu kristalliner Hochofenstückschlacke ab, die zu Gesteinskörnungen verarbeitet wird.   

(Quelle: FEhS – Institut für Baustoff-Forschung e. V.)

Schlagworte

ArchitektArchitekturBundEntwicklungErgebnisEUFEhS Institut für Baustoff Forschung e.V.GesellschaftHochofenIndustrieINGKlimaKreislaufwirtschaftRoheisenRohstoffeSchlackeStahlStahlherstellungTransportUmweltWirtschaft

Verwandte Artikel

Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG
12.11.2025

voestalpine AG: Ergebnisanstieg im 1. Halbjahr 2025/26

Die voestalpine konnte im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2025/26 (1. April 2025 – 30. September 2025) ein sehr solides Ergebnis in einem herausfordernden Umfeld erzielen...

Anpassung Automobil Automotive Blech Bleche Brasilien China Deutschland Direktreduktion Edelstahl Eisenerze Energie Entwicklung Ergebnis EU Forschung Forschungsprojekt Geschäftsjahr Handel Hochregallager Inbetriebnahme Industrie ING Investition KI Klima Klimaschutz Lagertechnik Logistik Maschinenbau Nordamerika Politik Produktion Schienen Stahl Stahlblech Stahlproduktion Strategie Technik Transformation Unternehmen USA Verkauf Vorstand Wasserstoff Wasserstoffbasiert Weltwirtschaft Wirtschaft Wirtschaftslage
Mehr erfahren
12.11.2025

Et Global erhält Award für Messestand der SEW-Eurodrive

Zum 13. Mal wird der Messebauer Et Global  mit dem German Design Award prämiert – und zum wiederholten Mal für einen Messestand des Antriebs- und Automatisierungsspeziali...

Antrieb Auszeichnung Automatisierung Award Campus EU ING Innovation KI Messe Messestand Nachhaltigkeit Skulptur Unternehmen USA Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Das ARCTIC15 Speziallager im Detail
11.11.2025

Neuer Wälzlagerstahl für Flugzeugtriebwerke

Mit der Entwicklung des temperatur- und korrosionsbeständigen Stahls ARCTIC15 für Flugzeugtriebwerke setzt der Wälzlagerhersteller SKF seine Bemühungen um intelligente, s...

Anlagen Emissionen Entwicklung EU Flugzeugtriebwerke HZ IBU Industrie Innovation Keramik Klage Klima Konstruktion Kooperation Nachhaltigkeit Patent Spezialstahl Stahl Technik Temperatur Unternehmen Wälzkörper Wälzlager Werkstoff Zahlen Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Primetals Technologies und die Deutsche Bank einigten sich auf eine Umwelt-, Sozial- und Governance- Initiative (ESG). Jeremy Hamon, Leiter der Konzernfinanzierung bei Primetals Technologies, und Inge- Lise Mackaay, Geschäftsführerin und Leiterin der ESG-Lösungen für Zins- und Währungsprodukte bei der Deutschen Bank.
11.11.2025

Primetals Technologies fördert Geschlechterdiversität

Die Deutsche Bank und Primetals Technologies verlängern eine Vereinbarung, die Finanzinstrumente zwischen den beiden Unternehmen an Ziele der Nachhaltigkeit, sozialer Ver...

Entwicklung Ergebnis EU Forschung Gesellschaft Handel Industrie ING Nachhaltigkeit Partnerschaft Stahl Stahlindustrie Strategie Unternehmen Vereinbarung Wirtschaft Zahlen
Mehr erfahren
Neu installiertes Morgan Vee No-Twist Walzwerk von Primetals Technologies im Walzdrahtwerk von Celsa France Neu
10.11.2025

Celsa France steigert Produktion durch Modernisierung

Primetals Technologies erhielt das Abnahmeprotokoll (FAC) von Celsa France für die Modernisierung des Auslaufbereichs im Drahtwalzwerk in Bayonne, Frankreich. Das Projek...

Automobil Coils Draht Drahtwalzwerk Emissionen Energie EU Frankreich Getriebe Industrie ING Modernisierung Partnerschaft Patent Primetals Produktion Schrott Stabstahl Stahl Unternehmen Walzen Walzwerk
Mehr erfahren