News Statement
Photo: pixabay
28.12.2020

Studie: Verdrängung der Stahlproduktion aus Deutschland schadet Klima und Wirtschaft

Auf dem Weg zur klimaneutralen Wirtschaft kommt der Stahlindustrie eine Schlüsselrolle zu. Mit CO2-armen Produktionsverfahren und nachhaltigen Produkten macht sich die Branche auf den Weg, um einen entscheidenden Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten. Voraussetzung hierfür sind politische Rahmenbedingungen, die eine grüne Stahlproduktion zu fairen Bedingungen in Deutschland möglich machen. Das im Sommer von der Bundesregierung verabschiedete Handlungskonzept Stahl liefert hierfür die richtigen Ansätze, die nun rasch umgesetzt werden müssen.

Mit welchen Folgen der Wirtschaftsstandort Deutschland hingegen konfrontiert ist, wenn die Dekarbonisierung der Stahlindustrie ausschließlich durch steigende CO2-Preise forciert wird, hat jetzt eine Studie der Prognos AG im Auftrag der Wirtschaftsvereinigung Stahl analysiert. So führt eine einseitige Erhöhung der CO2-Preise in der Stahlindustrie unweigerlich zu einem Rückgang von Produktion und Beschäftigung, besonders bei der Primärstahlroute. Damit verbunden ist ein volkswirtschaftlicher Schaden entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

„Die Stahlunternehmen in Deutschland und Europa stehen gegenwärtig vor einer massiven Herausforderung. Sie werden durch immer ambitioniertere Klimaziele gefordert, ohne dass der notwendige Förderrahmen steht. Die einzige Möglichkeit ihre klimapolitischen Ziele am Standort Deutschland zu erreichen, ist die Einführung neuer CO2-armer Produktionsverfahren. Gelingt diese Transformation nicht, droht Stahl künftig in anderen Regionen der Welt mit deutlich geringeren Klimaschutzauflagen produziert und anschließend nach Europa importiert zu werden“, erklärt Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

 Laut Studie ist bei einer nicht international abgestimmten Erhöhung des CO2-Preises in Deutschland bis 2035 ein Produktionsrückgang in der Stahlindustrie in Höhe von 40 Prozent zu erwarten. Gesamtwirtschaftlich bedeutet dies einen Verlust von rund 200.000 Arbeitsplätzen und 114 Mrd. Euro Wertschöpfung. Hinzu käme ein Anstieg der globalen CO2-Emissionen.

Die volkswirtschaftlichen Kosten je ins Ausland verlagerter Tonne CO2 belaufen sich auf durchschnittlich 600 Euro. Dies übersteigt die höheren Produktionskosten eines wasserstoffbasierten Verfahrens um ein Vielfaches. Daher ist es ökonomisch effizienter, wenn die Politik die betroffenen Stahlunternehmen bei ihrer Transformation zu CO2-armen Produktionsverfahren unterstützt“, erklärt Dr. Michael Böhmer, Chief Economist Corporate Solutions bei der Prognos AG.

Vor diesem Hintergrund betont Verbandspräsident Kerkhoff: „Wenn Europa seine weltweite Vorreiterrolle im Klimaschutz ernst nimmt, müssen nun endlich die politischen Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass sich eine verlässliche Perspektive für eine CO2-arme Stahlerzeugung am Standort bietet. Hierfür muss die Transformation umfassend finanziell gefördert und abgesichert werden.“

Die Studie „Klimapolitische Herausforderungen der Stahlindustrie“ und weiterführende Informationen sind unter www.stahl-online.de abrufbar.

(Quelle: WV Stahl)

Schlagworte

CO2-EmissionenDeutschlandKlimazieleStahlindustrieWirtschaftsstandortWV Stahl

Verwandte Artikel

Die Werke von thyssenkrupp Electrical Steel in Gelsenkirchen und Isbergues stellen kornorientiertes Elektroband her – ein unverzichtbares Schlüsselmaterial unter anderem für Transformatoren in Umspannwerken und Windkraftanlagen. Aufgrund massiv gestiegener niedrigpreisiger Importe, insbesondere aus Asien, werden beide Standorte ab Mitte Dezember bis Jahresende vollständig geschlossen.
11.12.2025

thyssenkrupp Electrical Steel: Temporäre Betriebsstillstände in Deutschland und Frankreich

thyssenkrupp Electrical Steel (tkES) wird seine Produktion im laufenden Geschäftsjahr reduzieren und teilweise stilllegen.

Anlagen Deutschland Elektroband Energie Energiewende Energiewirtschaft Entwicklung Essen EU Frankreich Geschäftsjahr Handel ING KI Messe Produktion Stahl Studie Thyssenkrupp Steel Europe Transport Unternehmen Werkstoff Wettbewerb Wirtschaft
Mehr erfahren
Christian Vietmeyer, Hauptgeschäftsführer WSM
10.12.2025

Produktionsindex der Stahl- und Metallverarbeitung sinkt auch im Oktober 2025

Der Produktionsindex der Stahl- und Metallverarbeitung ist, im Gegensatz zu anderen Branchen, weiter gesunken: Das Rückgrat der Industrie hat von September auf Oktober 20...

Deutschland Energie EU HZ Industrie ING Metallverarbeitung Politik Stahl Weihnachten Wettbewerb Wirtschaft WSM
Mehr erfahren
(von links nach rechts): Björn van Deest und Maximilian Sülzle nahmen die Ehrung als Finalist in der Kategorie Materialgroßhandel beim 18. Deutschen Nachhaltigkeitspreis (DNP) in Düsseldorf stellvertretend für die SÜLZLE Gruppe entgegen.
09.12.2025

Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2026: Ehrung für Sülzle Gruppe

Die Sülzle Gruppe wurde beim 18. Deutschen Nachhaltigkeitspreis (DNP) in Düsseldorf als Finalist in der Kategorie Materialgroßhandel geehrt.

Anlagen Anlagenbau Auszeichnung Betonstahl Deutschland Düsseldorf Energie Entwicklung EU Gesellschaft Handel ING Innovation Klima Klimaschutz Nachhaltigkeit Soziales Engagement Stahl Strategie Sülzle Gruppe Technik Transformation Umwelt Unternehmen Wirtschaft
Mehr erfahren
Dr. Helga Linnartz ist neue Geschäftsführerin von Endress+Hauser Level+Pressure mit Sitz im süddeutschen Maulburg.
09.12.2025

Neue Geschäftsführerin bei Endress+Hauser Level+Pressur

Dr. Helga Linnartz wird zum 1. Februar 2026 die Leitung des Kompetenzzentrums für Füllstands- und Druckmesstechnik mit Sitz im süddeutschen Maulburg übernehmen.

Brasilien China Deutschland Entwicklung EU Forschung Gesellschaft Indien ING Japan Karriere KME Messtechnik Niederlande Produktion Schweiz Technik USA Vertrieb
Mehr erfahren
(von links): Thomas Schwalm (CTO Danieli NewFer), Guido van Hattum (CCO Danieli Corus), Lars Dümmel (CEO Danieli NewFer); Michael Müller (COO Danieli NewFer)
08.12.2025

NewFer wird Teil von Danieli Corus

Die NewFer GmbH in Eschborn wird eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Danieli Corus und erweitert damit das Know-how im Bereich Eisenerzaufbereitung und -agglom...

Automatisierung Bergbau Danieli Danieli Corus Dekarbonisierung EU Gesellschaft Industrie ING Lieferung Produktion Stahl Stahlindustrie Unternehmen USA
Mehr erfahren