Statement
Christian Vietmeyer, WSMHauptgeschäftsführer: Der Klimazoll ist gut gedacht, aber schlecht gemacht. Er wird die internationale Wettbewerbsfähigkeit und die Exportaktivitäten vieler deutscher Industrien belasten. - Photo: Mourad ben Rhouma
15.12.2022

EU-Trilog einigt sich auf CBAM: gut gedacht, schlecht gemacht

CBAM kommt: EU-Kommission, -Parlament und -Rat haben sich gerade vorläufig über den Carbon Border Adjustment Mechanism geeinigt – nun müssen EU-Botschafter und EU-Parlament ihn noch bestätigen. „Der Klimazoll ist gut gedacht, aber schlecht gemacht. Er schützt die Grundstoffproduzenten, wird aber die internationale Wettbewerbsfähigkeit und die Exportaktivitäten vieler deutscher Industrien belasten. Und
Produktionen aus der EU heraustreiben“, befürchtet Christian Vietmeyer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Stahl- und Metallverarbeitung (WSM). Der Verband fordert zudem den Einbezug der gesamten Wertschöpfungskette.

Zulieferer ächzen bereits unter Material- und Energiepreisen, Coronafolgen etc. Nun kommt der CBAM noch obendrauf – er wird notwendige Grundstoffe verteuern. Und auch diese Mehrkosten werden die Betroffenen nicht oder kaum in der Lieferkette weiterreichen können.

„Der CBAM schützt EUProduzenten von Stahl und Co. vor internationalem Wettbewerb, der mit höherem CO2-Fußabdruck günstiger produziert. Das begrüßen wir. Aber dieser Schutz darf nicht zulasten der EU-Zulieferer gehen. Wir brauchen ein System, das die gesamte Lieferkette integriert. Wir brauchen Rabatte für Exportprodukte. Und wir brauchen letztlich eine weltweite Beteiligung am Klimaschutz“, moniert Vietmeyer.

Sein Verband spricht für circa 5.000 Unternehmen mit rund einer halben Million Beschäftigten. Sie alle geraten weiter unter Druck.

Exportierende Zuliefererunternehmen verlieren auf dem Weltmarkt ihre Wettbewerbsfähigkeit. Hinzu kommt, dass andere Länder weltweit handelspolitische Gegenmaßnahmen in Betracht ziehen – das Stichwort Protektionismus steht im Raum. Das wäre für die deutsche Exportindustrie ein weiterer herber Rückschlag. Und würde wiederum viele Zulieferer treffen.

Ziel des CBAM ist es, klimaunfreundlich produziertes Material aus der EU herauszuhalten und das Weltklima zu verbessern. In der aktuellen Form treibt er aber EU-Produzenten aus existenziellen Gründen aus der EU heraus – an Standorte mit weniger Auflagen. Laut EU-Kommission will man an Maßnahmen zur Vermeidung von Carbon Leakage bei Exporten weiter arbeiten. Das wäre extrem wichtig. Sonst wäre der Nutzen fürs Weltklima wieder dahin und die hiesigen Arbeitsplätze gleich mit.

(Quelle: Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM))

Schlagworte

CO2CoronaEnergieEU-KommissionHandelIndustrieKlimaKlimaschutzMetallverarbeitungProduktionStahlUnternehmenWettbewerbWirtschaftWSM

Verwandte Artikel

Hochofen bei Nacht der ROGESA im Saarland
18.07.2025

Produktion rückläufig: WV Stahl fordert Stahlgipfel

Der Grund: Die Stahlindustrie in Deutschland ist weiter unter Druck. Im ersten Halbjahr 2025 ist die Rohstahlproduktion im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 12 Proz...

Automobil Bund CO2 Deutschland Elektrostahlwerk Energie EU EU-Safeguards Finanzierung Handel Hochofen Industrie ING Klima Klimaschutz Konverter Maschinenbau Produktion Rohstahlproduktion Schrott Stahl Stahlindustrie Stahlproduktion Stahlunternehmen Stahlwerk Unternehmen Wettbewerb Wirtschaft
Mehr erfahren
Der Bewehrungsstahl wird für die neue U-Bahn-Linie 5 in Hamburg eingesetzt.
18.07.2025

ArcelorMittal liefert Bewehrungsstahl für U-Bahn

Der Bewehrungsstahl „XCarb® – recycelt und erneuerbar hergestellt“ hat eine deutlich geringere CO₂-Bilanz und ist daher ideal für den Einsatz im Bauprojekt der neuen U-Ba...

CO2 Elektrolichtbogenofen Emissionen Energie EPD EU Gesellschaft Hochofen IBU ING KI Klima Klimaschutz Lichtbogenofen Nachhaltigkeit Schrott Stahl Umwelt Umweltproduktdeklaration
Mehr erfahren
Von links: Tony Harris, Leiter SSAB Europe; Daniel Schäfer, stellvertretender Einkaufsleiter EMW; Jan Meier, Vertriebsleiter SSAB Europe; Holger Latsch, Geschäftsführer EMW; Christian Vehma, Einkauf EMW; Claus Doré, Area Sales Manager Automotive SSAB Europe.
17.07.2025

EMW Stahl-Service-Center und SSAB kooperieren

Die Partnerschaft betrifft die zukünftige Lieferungen von fossilfreiem Stahl. Sie wird EMW dabei helfen, den CO₂-Fußabdruck seiner Produkte weiter zu reduzieren.

Automobil Automotive CO2 Coils Deutschland Eisenschwamm Emissionen Entwicklung EU Fossilfreien Stahl Fossilfreier Stahl Hochofen Hybrit Industrie ING KI Klima Lieferung Logistik Nachhaltigkeit Partnerschaft Produktion Schrott Service SSAB Stahl Stahlherstellung Stahlproduktion Stahlverarbeitung Transport Unternehmen USA Vereinbarung Vertrieb Wasserstoff Werkstoff Wettbewerb Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Von links nach rechts: Hendrik Wüst (Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen) und Bruno Reufels (CEO, Niedax Group).
17.07.2025

Niedax investiert in Hagener Stahl-Service-Center

Hendrik Wüst, NRW-Ministerpräsident, besichtigte die Niedax-Tochter Bandstahl-Service-Hagen. Dabei tauschte sich er sich mit Bruno Reufels, CEO der Niedax Group, zu den d...

Automatisierung Bund Deutschland Essen EU HZ Industrie ING Investition KI NRW Optimierung Produktion Produktionsprozess Service Stahl Unternehmen Wirtschaft
Mehr erfahren
Die neue, hochmoderne Servicewerkstatt von Primetals Technologies in Santa Cruz, Rio de Janeiro.
16.07.2025

Primetals Technologies eröffnet Service-Werkstatt

Primetals Technologies eröffnete kürzlich eine Werkstatt rund um Instandhaltungs- und Modernisierungsservices in Santa Cruz, Rio de Janeiro, Brasilien. Die 7.968 Quadratm...

Anlagen Bergbau Brasilien Digitalisierung Energie Entwicklung Ergebnis EU Industrie Instandhaltung Investition Kaltwalzwerk KI Modernisierung Nachhaltigkeit Primetals Produktion Reparatur Seminar Service Stahl Stahlerzeugung Stahlguss Stahlindustrie Strangguss Transport Walzen Walzwerk
Mehr erfahren