Forschung
31.05.2023

Innovationsrat finanziert europaweites Forschungsprojekt

Fossile Brennstoffe werden immer mehr durch Strom aus Sonne, Wind und Wasser ersetzt. Eine ausreichende Menge erneuerbarer Energie ist jedoch nur der Ausgangspunkt hin zur Klimaneutralität. Ein echter Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft ist nur mit der Elektrifizierung unserer Infrastrukturen möglich, die in hohem Maße von optimierten und kostengünstigen magnetischen Materialien abhängt. Die besten Magnete werden bisher allerdings unter Nutzung von Seltenen Erden und damit auf absehbare Zeit begrenzt verfügbaren Rohstoffen, hergestellt.

Diese Magnete kommen in immer größeren Mengen in der Windkraft, in der Elektromobilität und auch in der magnetischen Kühlung als Alternative zur konventionellen Gaskompressionskühlung zum Einsatz. Dabei ist die Europäische Union allgemein bei 14 von 27 entscheidenden Rohstoffen zu 100% von ausländischen Lieferanten abhängig.

Der Europäische Innovationsrat unterstützt nun ein europaweites Forschungsprojekt zu neuen magnetischen Materialien, die ohne diese kritischen Rohstoffe auskommen. So werden wirtschaftliche Abhängigkeiten vermieden und die Herstellung von Magneten wird kostengünstiger, da nur gut verfügbare Rohstoffe genutzt werden. Das Forschungsprojekt wird von der Technischen Universität Darmstadt koordiniert und mit drei Millionen Euro für drei Jahre gefördert.

Bessere Magnete unabhängig von Seltenen Erden und Kobalt

Oliver Gutfleisch, Professor für Funktionswerkstoffe an der Technischen Universität Darmstadt und Koordinator des neuen Projekts, erklärt:
„Ziel des Projekts ist die Synthese, Herstellung und Erprobung neuer Legierungen, die sich für Dauermagnete und magnetokalorische Anwendungen eignen, ohne dass Seltene Erden und Kobalt verwendet werden. Dieser Schritt ist entscheidend um die Elektrifizierung unserer Infrastrukturen zu beschleunigen."

Herkömmliche Legierungen bestehen traditionell aus ein bis zwei Hauptelementen und mehreren anderen Elementen in geringen Mengen. Das Forschungsteam hat nun ein neues Designkonzept für Magnete entwickelt:

Dr. Liuliu Han, Projektleiter am Max-Planck-Institut für Eisenforschung, welches auch Projektpartner ist, sagt:
„Unsere Legierungen bestehen aus mehreren Hauptelementen in relativ hohen Konzentrationen, im Fachjargon als Hochentropielegierungen bezeichnet. Dadurch können die Eigenschaften der einzelnen Elemente voll ausgenutzt werden, wodurch die neuen Magnete nicht nur nachhaltiger, sondern auch besser formbar und korrosionsbeständig sein werden.“

Komplexe Legierungen ebnen den Weg für Ausbau der Elektrifizierung

Das Projekt CoCoMag (Multi-property Compositionally Complex Magnets for Advanced Energy Applications) wird von der EU-Förderlinie „Pathfinder Open“ unterstützt, mit der radikal neue Technologien identifiziert werden sollen, die das Potenzial haben, ganz neue Märkte zu schaffen. Dazu werden visionäre und risikoreiche Projekte in einem frühen Entwicklungsstadium gefördert.

An dem Projekt sind neben der Technischen Universität Darmstadt und dem Düsseldorfer Max-Planck-Institut für Eisenforschung, auch die Chalmers University of Technologies (Schweden), die Donau-Universität Krems (Österreich) und die Universität Sevilla (Spanien), sowie Unternehmen aus Deutschland, Italien und Griechenland beteiligt.

Das jetzt bewilligte Projekt ebnet den Weg für einen bahnbrechenden Wandel in den Bereichen Elektromobilität und Kühlung, die derzeit auf Seltene Erden und Kobalt angewiesen sind. Neue innovative Magnete, die aus komplex zusammengesetzten Legierungen hergestellt werden, werden kostengünstiger sein, den ökologischen Fußabdruck verringern und die notwendigen Eigenschaften optimieren.

(Quelle: Max-Planck-Institut für Eisenforschung GmbH)

Schlagworte

DeutschlandEisenforschungElektrifizierungEnergieEntwicklungForschungForschungsprojektINGInnovationItalienKlimaKlimaneutralitätLegierungenMax-Planck-InstitutRohstoffeSchwedenSeltene ErdenSpanienUnternehmenUSAWerkstoffWerkstoffeWirtschaft

Verwandte Artikel

In den ersten acht Monaten des Jahres liegt die Erzeugung um rund 4 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahreszeitraum.
21.09.2023

Rohstahlproduktion in Deutschland weiter rückläufig

Die hohen Stromkosten machen der Stahlindustrie weiter massiv zu schaffen. Auch im August 2023 zeichnet sich bei der Rohstahlproduktion in Deutschland keine Besserung ab....

CO2 Deutschland EU Industrie ING Politik Produktion Schrott Stahl Stahlerzeugung Stahlindustrie Stahlproduktion Stahlunternehmen Transformation Unternehmen Wettbewerb Wirtschaft
Mehr erfahren
Modellansicht einer Andritz-Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff
21.09.2023

Salzgitter AG ordert Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff

Der Salzgitter-Konzern hat im Rahmen seines Programms SALCOS® beim Technologiekonzern ANDRITZ eine der europaweit größten Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff bestel...

Andritz Anlagen Anlagenbau Bund CO2 Deutschland Direktreduktion Elektrolichtbogenofen Elektrolyse Essen EU Finanzierung Flachstahl Industrie ING Lichtbogenofen Niedersachsen Politik Produktion Sachsen Salzgitter Flachstahl Salzgitter Flachstahl GmbH Stahl Stahlherstellung Stahlproduktion Transformation USA Wasserstoff Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Die Vertragsunterzeichnung
20.09.2023

Lisi Automotive und ArcelorMittal schließen Partnerschaft

Lisi Automotive, Weltmarktführer in der Herstellung von Befestigungskomponenten und Montagesystemen für die Automobilindustrie, freut sich über die Unterzeichnung einer s...

ArcelorMittal Automobil Automotive Bergbau Bund CO2 Dekarbonisierung Draht Emissionen Entwicklung Essen EU Hochofen Industrie ING Innovation Montage Nachhaltigkeit Paris Partnerschaft Produktion Rohstoffe Stahl Stahlerzeugung Strategie Umwelt Unternehmen USA Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Das Stahlinstitut VDEh hat auf seiner Mitgliederversammlung im LWL-Museum Henrichshütte Wolfgang Bleck die Carl-Lueg-Denkmünze verliehen.
20.09.2023

Carl-Lueg- Denkmünze an Wolfgang Bleck

Das Stahlinstitut VDEh hat auf seiner Mitgliederversammlung im LWL-Museum Henrichshütte Wolfgang Bleck die Carl-Lueg-Denkmünze verliehen.

Ausbildung Auszeichnung Energie Energiewende EU Forschung Industrie ING Metallurgie Museum Nachwuchs RWTH RWTH Aachen Seminar Stahl Stahlforschung Stahlindustrie Technik VDEh Veranstaltung Weiterbildung Werkstoff Werkstofftechnik Wirtschaft
Mehr erfahren
Beschleunigungskommission Mittelrhein übergibt den Abschlussbericht.
20.09.2023

WV Stahl fordert mehr Tempo beim Ausbau von Wasserstraßen

Niedrige Wasserstände im Rhein haben in den vergangenen Jahren im Güterverkehr Kosten in Milliardenhöhe verursacht. Dies betrifft auch die Stahlindustrie, die mit einem V...

Bund Deutschland EU Frankreich Industrie ING Logistik Stahl Stahlindustrie Transport Unternehmen USA Wirtschaft
Mehr erfahren