Die Europäische Kommission hat am 7. Oktober einen Vorschlag für ein neues Handelsinstrument zum Schutz des europäischen Stahlmarkts vorgelegt. Der Vorschlag sieht ein Zollkontingent vor, das ein festgelegtes Importvolumen an Stahl zollfrei in die EU lässt. Mehrmengen würden mit einem Zoll von 50 Prozent belegt.
Die Badischen Stahlwerke (BSW) in Kehl unterstützen diese Pläne und drängen auf Tempo bei der Umsetzung. Zugleich mahnt Geschäftsführer Florian Glück weitere Maßnahmen zur Stärkung der Stahlindustrie in Deutschland und Baden- Württemberg an.
„Den Vorschlag der EU-Kommission für ein neues Handelsschutzinstrument begrüßen wir ausdrücklich, denn er setzt die richtigen Leitplanken, um den massiven Importdruck auf den europäischen Stahlmarkt einzudämmen und einen fairen Wettbewerb wiederherzustellen – ohne die verarbeitende Industrie unverhältnismäßig zu belasten“, sagt Florian Glück, Geschäftsführer der Badischen Stahlwerke.
„Für die Stahlindustrie und ihre Beschäftigten auch hier in Baden- Württemberg ist das ein wichtiges Signal. Doch jetzt braucht es Tempo: Das EUParlament und der Rat der Europäischen Union müssen dem Vorschlag zügig zustimmen, damit das Instrument Anfang 2026 in Kraft treten kann – zumal die bisherigen Schutzmaßnahmen (Safeguards) der EU Mitte 2026 auslaufen. Die Stahlproduzenten auch hier in Deutschland brauchen dringend Planbarkeit in einer Lage, die von mehr als 600 Millionen Tonnen globaler Überkapazitäten geprägt ist.“
Badische Stahlwerke unter Druck
Für die Badischen Stahlwerke hat das Thema Handelsschutz eine hohe Priorität: Das Familienunternehmen in Kehl produziert mit rund 850 Mitarbeitern bis zu 2,4 Millionen Tonnen Betonstahl pro Jahr für die Bauwirtschaft in Deutschland und dem angrenzenden Ausland. Das Überangebot an Stahl auf dem europäischen Markt bei einem gleichzeitigen Rückgang der Nachfrage in Deutschland veranlasste die BSW in den letzten Jahren immer wieder dazu, auch Aufträge anzunehmen, die nicht kostendeckend waren, um ihre Produktion auszulasten.
„Handelsinstrument ist wichtiger Schritt – aber nicht die ganze Antwort“
Ein verlässlicher Handelsschutz ist daher aus Sicht von Glück ein wichtiger Schritt, um den Markt zu stabilisieren und Wettbewerbsverzerrungen abzubauen. Doch er ist nicht die ganze Antwort:
„Damit die Stahlproduktion in Deutschland eine Zukunft hat, brauchen wir auch dringend konkurrenzfähige Energiepreise und Planungssicherheit bei allen Komponenten des Strompreises. Das bedeutet: stabile Netzentgelte, einen
verlässlichen Arbeitspreis und klare Entlastungsregelungen für energieintensive
Betriebe.“
Zugleich muss die Politik laut Glück Wachstumsimpulse für die Bauwirtschaft setzen – dem wichtigsten Abnehmer von Stahl in Deutschland:
„Bauen muss insgesamt leichter, schneller und günstiger werden! Es braucht eine Vereinfachung der Vorschriften, gezielte Förderanreize und eine konsequente Ausrichtung der
öffentlichen Beschaffung auf Stahl aus Deutschland und der EU. Nur dieses Gesamtpaket sichert die Stahlproduktion und die mit ihr verbundenen Arbeitsplätze auch hier in Baden-Württemberg.“
Der Vorschlag der EU-Kommission im Detail
Das von der EU-Kommission vorgeschlagene Handelsschutzinstrument setzt auf ein Zollkontingent, das ein festgelegtes Importvolumen an Stahl zollfrei in die EU lässt. Mengen, die oberhalb dieses Kontingents liegen, würden mit einem Zoll von 50 Prozent belegt. Eine Herkunftsklausel sorgt zusätzlich dafür, dass der tatsächliche Herstellort nachweisbar ist – damit sollen Umgehungen vermieden werden.
(Quelle: Badische Stahlwerke GmbH)
Schlagworte
BetonstahlBSWBundDeutschlandEnergieEUEU-KommissionHandelHZIndustrieINGPolitikProduktionStahlStahlindustrieStahlmarktStahlproduktionStahlwerkUnternehmenWettbewerbWirtschaft