Technik
Radar Breiten-Messsystem ermöglicht eine stabile Breitenmessung am Vorwalzgerüst und bietet damit eine wesentliche Voraussetzung für die Verbesserung der Breitenperformance - Foto: Salzgitter Flachstahl GmbH
13.12.2023

IMS: Radar Breiten-Messung ermöglicht stabileren Walzprozess

Die möglichst exakte Regelung der Messgutbreite ist in Warmwalzstraßen entscheidend für die Produktqualität sowie die Effizienz des Walzprozesses. Eine gezielte Beeinflussung der Materialbreite ist im Wesentlichen nur im Vorgerüst möglich und die Kenntnis der exakten Messgröße an dieser frühen Stelle im Produktionsprozess somit von entscheidender Bedeutung.

Die im Bereich des Vorgerüsts herrschenden rauen Umgebungsbedingungen mit dem typisch hohen Aufkommen an Spritzwasser, Dampf und Zunder erschweren den Einsatz von optischen Messsystemen. Für dieses Messverfahren sind komplexe Kühl- und Absaugvorrichtungen notwendig sowie ein intensiver Wartungsaufwand, um die Breite durch die Kamerasicht sicher messen zu können.

Faktoren, die das Verfahren im Betrieb und bei der Instandhaltung kostenintensiv werden lassen. Eine technisch und wirtschaftlich attraktive Alternative bietet hier der Einsatz eines radarbasierten Messverfahrens.  

Bereits vor einigen Jahren entwickelte die IMS Messsysteme GmbH in Kooperation mit dem Fraunhofer FHR und der Salzgitter Flachstahl GmbH ein auf Radartechnik basierendes Messsystem, das erstmals eine stabile und präzise Messung der Breite am Vorgerüst ermöglichte.  

Die finale Installation des Radar Breiten-Messsystems erfolgte bei der Salzgitter Flachstahl GmbH zwischen der Stauchpresse und der Vorstraße, unmittelbar vor dem Stauchgerüst - eine Positionierung, die eine vollständige Vermessung der Breite über die gesamte Brammenlänge vor jedem Stauchstich ermöglichte.

Eine durch die SMS group GmbH umgesetzte Integration der Radar Breiten-Messung in das Automatisierungssystem verdeutlichte mit den im Echtbetrieb ermittelten Messergebnissen schließlich eindrücklich, welch hohes Potential das Radar Breiten-Messsystem für eine Optimierung der Breiten-Performance bietet.    

Zuverlässige Breitenmessung ermöglicht stabileren Walzprozess  

Der Einsatz der auf Radartechnik basierenden Breitenmessung bot gleich für mehrere Problemstellungen eine sichere Lösung, die zu einer deutlichen Verbesserung der Vorband- und damit auch der Fertigbandbreite beitrugen:

  • Ein Breitenfehler der Stauchpresse, verursacht durch einen mechanischen Schaden, konnte zunächst mit Hilfe der Radar Breiten-Messung detektiert werden
  • Der nach der Reparatur der Stauchpresse verbliebene Breitenfehler wurde schließlich durch die Implementierung eines Adaptionsmodells korrigiert, welches als Eingangsgröße u.a. die Daten der Radar Breiten-Messung verwendete
  • Mit Hilfe der durchgeführten Maßnahmen konnte der Setzfehler der Stauchpresse signifikant reduziert werden, so dass nun konstante Eingangsbedingungen für den Walzprozess in der Vorstraße galten

Die gemessene Brammenbreite aus den Rückwärtsstichen ging ebenfalls als Messgröße in die Nachberechnungen des Stichplanrechners PSC® ein. Auf Basis der gemessenen Breite erfolgte eine verbesserte Vorausberechnung der Stichpläne für die verbleibenden Stiche in der Vorstraße (sogenanntes Nachsetzen).

Durch die Berücksichtigung der Radar Breiten-Messung konnte der Modellfehler hinsichtlich der Vorbandbreite weiter deutlich reduziert werden. Dies führte zu noch gleichmäßigeren Eingangsbedingungen für die Vorstraße, was wiederum bis heute einen stabileren Walzprozess in der Fertigstraße ermöglicht.

Dr. Olaf Jepsen, Leiter R&D der SMS group GmbH resümiert:
"Nachdem wir gemeinsam mit IMS und SZFG die Verfügbarkeit der Radar Breiten-Messanlage erhöht und diese dann schließlich als Messgerät in unser Automatisierungssystem integriert hatten, konnten wir signifikante Verbesserungen hinsichtlich der Prozessstabilität erzielen. Dies war nur aufgrund der hohen Zuverlässigkeit der Radar Breiten-Messung, auch in den rauen Umgebungsbedingungen im Einlauf der Vorstraße, möglich."   

Robustes und kompaktes Messsystem mit geringem Wartungsaufwand  

Die geringe Empfindlichkeit gegenüber Dampf und Spritzwasser ist also einer der wesentlichen Vorteile des Radar Breiten-Messsystems, welches einen stabilen Betrieb und präzise Messergebnisse unter den charakteristischen rauen Umgebungsbedingungen am Vorgerüst ermöglicht. Betreiber von Warmwalwerken bietet der Einsatz einer Radar Breiten-Messung aber noch weitere überzeugende Vorzüge:         

Die kompakte und robuste Konstruktion, bestehend aus zwei separaten Baueinheiten, die den Abstand zur jeweiligen Bandkante messen, ermöglicht eine unkomplizierte Integration des Systems in bestehende Warmwalzwerke, selbst unter beengten Platzverhältnissen

  • Die beiden Systemeinheiten werden seitlich des Rollgangs positioniert, wodurch herabfallender Zunder sowie Vibrationen am Walzgerüst keine Beeinträchtigung für die Messleistung oder Lebensdauer des Systems darstellen
  • Komplexe Absaug- und Kühlvorrichtungen entfallen aufgrund der Unempfindlichkeit des Systems gegenüber Hitze, Dampf und Schmutz
  • Das Radar Breiten-Messsystem ist wartungsarm und insgesamt wirtschaftlich kostengünstiger zu betreiben als vergleichbare optische Systeme
  • Auch weiterführende Sicherheitsvorrichtungen und -maßnahmen entfallen aufgrund der geringen Sendeleistung der Sensoren  

Die Sendefrequenzen der FMCW-Radarsensoren liegen im freien Frequenzband zwischen 57 und 64 GHz. Dadurch kann das System ohne aufwändige Zulassungsverfahren sicher betrieben werden, wobei die große Bandbreite eine hohe Messgenauigkeit ermöglicht.

Bei der Salzgitter Flachstahl GmbH wurde das Radar Breiten-Messsystem bereits 2017 in Betrieb genommen. Bevor das neu entwickelte System in Betrieb ging, wurde am Auslauf des Vorgerüsts zunächst die Messgenauigkeit und Stabilität durch den Vergleich mit einer optischen Breitenmessung nachgewiesen.

Nach dem Umbau an den finalen Standort direkt am Einlauf des Vorgerüsts, konnte schließlich, trotz der schwierigen Umgebungsbedingungen, eine Verfügbarkeit des Radar Breiten-Messsystems von 99% erzielt werden. Der Wartungsaufwand beschränkt sich dabei im Wesentlichen auf die Reinigung des Messfensters im Rahmen der üblichen Wartungsstillstände. Eine neue Justage und Kalibrierung ist nur selten nötig, wie zum Beispiel nach Umbauten im Bereich der Messstelle.          

Ingo Leckel, Mitarbeiter der Fertigungsmesstechnik Warmbreitbandwalzwerk bei der Salzgitter Flachstahl GmbH bestätigt die Vorteile des Radar Breiten-Messsystems:  
"Es wurden bereits diverse Messverfahren in dieser widrigen Umgebung geprüft. Allerdings waren bei allen Anwendungen der Wartungsaufwand und die Fehlerquote so hoch, dass eine dauerhafte Verfügbarkeit nicht gewährleistet war. Erst die Radar Breiten-Messung bietet eine sehr gute Verfügbarkeit bei minimalem Wartungsaufwand."  

Inzwischen ist die Radar Breiten-Messung ein fester Bestandteil des umfangreichen Produktportfolios der IMS Messsysteme GmbH und wurde weltweit bereits in mehreren Warmwalzwerken erfolgreich installiert. Auch hier bestätigen die Kunden die zuverlässige Performance sowie einen deutlich stabileren Walzprozess.  

Ergänzend zu einem Einsatz in Warmwalzwerken hat sich die Integration der Radar Breiten-Messung zwischenzeitlich auch in Grobblechstraßen bewährt. Der entscheidende Vorteil ist hier ebenfalls der Aufbau des Systems mit seinen zwei separaten, seitlich des Rollgangs positionierten Messeinheiten, der eine Messung über den gesamten Breitenbereich ohne einen aufwändigen Überbau ermöglicht.

(Quelle: IMS Messsysteme GmbH)

Schlagworte

AutomatisierungBlechBrammeEntwicklungErgebnisEssenEUFlachstahlFraunhoferGrobblechHandelHplIMS Messsysteme GmbHINGInstandhaltungKonstruktionKooperationMesseMesssystemeMesstechnikMessungOptimierungPresseProduktionProduktionsprozessReparaturSalzgitterSalzgitter FlachstahlSalzgitter Flachstahl GmbHSchadeSensorenSMSSMS groupSMS group GmbHStahlTechnikWalzwerkWirtschaft

Verwandte Artikel

26.04.2024

Tatas Service Center ist CO₂-neutral für Scope 1 und 2

Tata Steel Nederlands Service Center in Gelsenkirchen hat CO₂-Neutralität in seinen Produktionsprozessen für Scope-1- und Scope-2-Emissionen erreicht.

Automobil Bauindustrie Blech Bleche Bund Coils Deutschland Emissionen Energie Essen EU IJmuiden Industrie ING KI Kreislaufwirtschaft Nachhaltigkeit Niederlande Produktion Produktionsprozess Profile Rohre Service Stahl Stahlcoil Stahlunternehmen Tata Steel Transport Umwelt Unternehmen Wirtschaft Zertifikat
Mehr erfahren
26.04.2024

EPCG erwirbt 20 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft von thyssenkrupp

Die thyssenkrupp AG und die EP Corporate Group a.s. (fortlaufend EPCG) haben sich am 26.04.2024 auf eine Beteiligung von EPCG am Stahlgeschäft von thyssenkrupp geeinigt.

Anlagen Anlagen Aufsichtsrat Aufsichtsrat Bramme Bramme Bund Bund CO2 CO2 CO2-neutral CO2-neutral Dekarbonisierung Dekarbonisierung Deutschland Deutschland Direktreduktion Direktreduktion DSV DSV Duisburg Duisburg Energie Energie Erdgas Erdgas Essen Essen EU EU Gesellschaft Gesellschaft Handel Handel Industrie ING ING Investition Investition Joint-Venture Joint-Venture Klima Klima Klimaschutz Klimaschutz Kooperation Kooperation Marktbedingungen Marktbedingungen Partnerschaft Partnerschaft Produktion Produktion Projektmanagement Projektmanagement Rohstoffe Rohstoffe Schmelze Schmelze Stahl Stahl Stahlindustrie Stahlindustrie Stahlproduktion Stahlproduktion Stahlunternehmen Stahlunternehmen Thyssenkrupp AG Thyssenkrupp AG Thyssenkrupp Steel Europe Thyssenkrupp Steel Europe Transformation Transformation Transformationsprozess Transformationsprozess Unternehmen Unternehmen USA USA Vereinbarung Vereinbarung Wasserstoff Wasserstoff Wasserstoffbasiert Wasserstoffbasiert Werkstoff Werkstoff Wettbewerb Wettbewerb Wirtschaft Wirtschaft
Mehr erfahren
Ruhr Tech Campus
25.04.2024

thyssenkrupp Schulte reagiert auf Marktentwicklungen

Das Werkstoffhandelsunternehmen thyssenkrupp Schulte führt eine strategische Neuausrichtung seines Geschäftsmodells durch, um seine Marktposition zu festigen und weiter a...

Anpassung Deutschland Edelstahl Entwicklung Essen EU Flachprodukte Handel Industrie ING Marktbedingungen Profile Rohre Service Stahl Strategie Thyssenkrupp Materials Services Transformation Unternehmen Werkstoff Werkstoffe Werkstoffhandel Wirtschaft
Mehr erfahren
Kurt Satzinger
25.04.2024

Neuer Forschungschef der voestalpine

Kurt Satzinger folgt auf den langjährigen voestalpine-Forschungsleiter Franz Androsch, der sich in den Ruhestand verabschiedet.

Automobil Bund Energie Entwicklung Essen EU Forschung Gesellschaft ING Innovation Karriere Unternehmen USA Voestalpine Voestalpine AG Werkstoff Wirtschaft
Mehr erfahren
Salzgitter Flachstahl hat in eine Modernisierung der Automatisierung von Primetals Technologies für einen Teil der Warmwalzlinie investiert.
24.04.2024

Brammenstauchpresse bei Salzgitter Flachstahl modernisiert

Die Salzgitter Flachstahl hat Primetals Technologies mit einer Modernisierung der Leistungselektronik für die Brammenstauchpresse im Warmwalzwerk Salzgitter beauftragt.

Antrieb Automatisierung Blech Bramme Direktumrichter Essen EU Flachstahl Gesellschaft Inbetriebnahme Konverter Optimierung Presse Pressen Primetals Produktion Salzgitter Salzgitter Flachstahl Schmelze Schmelzen Stahl Technik Umrichter Unternehmen USA Walzwerk Warmband
Mehr erfahren