Wirtschaft
Photo: WV Stahl
17.11.2023

cep-Studie mahnt transformative Ordnungspolitik an

Grüne Industrieproduktion am Beispiel Stahl

Klimaneutrale Industrieproduktion in Deutschland ist möglich, ohne die industrielle Basis zu verlieren und auch ohne Emissionen ins Ausland zu verlagern. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Centrum für Europäische Politik (cep) am Fallbeispiel der Stahlindustrie erstellt hat.

Zwar warnen die Forscher vor der Gefahr, dass die Transformation in eine Falle aus explodierenden Strompreisen und Deindustrialisierung führen könnte – vor allem in der Anfangsphase der Energiewende, wenn grüner Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen nicht ausreichend zur Verfügung steht und hohe Investitionsunsicherheit besteht. Die Denkfabrik sieht jedoch einen Ausweg: transformative Ordnungspolitik.

„Der Pfad in die Klimaneutralität muss durch eine deutliche Beschleunigung der Energiewende und gleichzeitig eine wirksame Entlastung der energieintensiven Grundstoffindustrien stabilisiert werden. Ordnungspolitisch ist entscheidend, dass die Brücke nicht in eine dauersubventionierte ökologische Planwirtschaft, sondern in eine innovationsdynamische klimaneutrale Marktwirtschaft führt“, sagt cep-Vorstand Henning Vöpel, der dringenden Handlungsbedarf sieht: „Die Transformation der deutschen Industrie steht an einem Kipppunkt – mit doppelt negativen Folgen für Wohlstand und Klimaschutz.“

 Im Fokus der Studie steht die Stahlindustrie – eine Branche, die nicht nur Basiswerkstofflieferant für viele Wirtschaftszweige ist, die künftig ihren klimaschädlichen Fußabdruck verkleinern und deshalb auf grünen Stahl setzen müssen. Aufgrund ihrer zukünftig großen Nachfrage nach erneuerbarer Energie und grünem Wasserstoff kann die Stahlindustrie auch unmittelbar zum wichtigen Impulsgeber für die Skalierung der Energiewende werden.

Gelingen werde dies aber nur mit international wettbewerbsfähigen Produktionskosten. Genau das sei derzeit aber nicht der Fall, warnt die cep-Studie, die im Auftrag der Wirtschaftsvereinigung Stahl angefertigt wurde. So sieht sich die Stahlindustrie in Deutschland etwa Stromkosten gegenüber, die zwei- bis dreimal so hoch sind wie bei internationalen Wettbewerbern. ach erneuerbarer Energie und grünem Wasserstoff kann die Stahlindustrie auch unmittelbar zum wichtigen Impulsgeber für die Skalierung der Energiewende werden.

„Wir sind dankbar, dass uns mit der cep-Studie eine wissenschaftliche Bestandsanalyse vorliegt, die eine Art intellektuelle Brücke zwischen den parteipolitischen Linien und ökonomischen Schulen bildet und zudem ganz konkret den Rahmen für weitere Handlungsoptionen skizziert“, sagt Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

„Wenn wir in Deutschland ein nachhaltiger und starker Wirtschaftsstandort sein wollen, brauchen wir eine politisch-strategische Begleitung dieser enormen Umstellung. Eine transformative Ordnungspolitik ist hervorragend geeignet, den Weg in die grünen Märkte zu ebnen.“

Ordnungspolitisch rät das cep zu einem transformativen Gestaltungsrahmen und der Einführung von Maßnahmen, die den Transformationspfad stabilisieren und eigendynamische Marktkräfte mobilisieren. Mit Blick auf die EU sei sicherzustellen, dass die Maßnahmen beihilferechtlich genehmigungsfähig sind.

„Die Politik von heute braucht dringend einen neuen Ansatz, um ihr ambitioniertes Doppel-Ziel zu erreichen: Klimaschutz und Wirtschaftskraft. Vor allem muss auch während der Transformationsphase die internationale Wettbewerbsfähigkeit der produzierenden Werke gesichert sein, damit es nicht zur reinen Verlagerung der Emissionen ins Ausland, dem sogenannten Carbon Leakage, kommt. Bleibt die Regierung untätig, wird das Ziel einer klimaneutralen Produktion in Deutschland massiv erschwert und kaum zu erreichen sein“, betont Rippel.  

Zur digitalen Version der Studie kommen Sie hier: „Dekarbonisierung ohne Deindustrialisierung. Ein ordnungspolitischer Rahmen für die Transformation in eine klimaneutrale Marktwirtschaft“

(Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl)

Schlagworte

DekarbonisierungDeutschlandEmissionenEnergieEnergiewendeErgebnisEUIndustrieINGInnovationInvestitionKlimaKlimaschutzPolitikProduktionStahlStahlindustrieStudieTransformationVerlagWasserstoffWerkstoffWettbewerbWirtschaftWirtschaftsstandort

Verwandte Artikel

26.07.2024

Gesamtjahresprognose für Geschäftsjahr 2023/24 angepasst

Vor dem Hintergrund der vorläufigen Ergebnisse für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres und der aktualisierten Hochrechnung für das Gesamtjahr passt die thyss...

Entwicklung Ergebnis EU Geschäftsjahr ING thyssenkrupp Zahlen
Mehr erfahren
Dr. Thomas Buer wird zum 1. Oktober 2024 neuer Geschäftsführer von Endress+Hauser Liquid Analysis.
25.07.2024

Wechsel bei Endress+Hauser Liquid Analysis

Dr. Thomas Buer wird zum 1. Oktober 2024 neuer Geschäftsführer von Endress+Hauser Liquid Analysis. Er tritt die Nachfolge von Dr. Manfred Jagiella an.

2016 Auszeichnung Deutschland EU Frankreich IBU ING Innovation Innovationspreis Kanada Maschinenbau Studie Technik Umwelt Umwelttechnologie Unternehmen USA
Mehr erfahren
WSM-Branchen liefern Produkte für die Transformation: „Studierende der MINT-Fächer werden in ihrem Arbeitsleben Lösungen für die Klimawende entwickeln“, so Christian Vietmeyer, Hauptgeschäftsführer des WSM
25.07.2024

Die klimaneutrale Zukunft mitgestalten

Die klimaneutrale Zukunft mitgestalten – für die Gen Z ein wichtiges Thema. Wer technische Fächer studiert, hat beste Chancen, bei der Transformation dabei zu sein.

Anlagen Deutschland EU Industrie ING Klima Leichtbau Maschinenbau Metallverarbeitung Politik Stahl Studie Technik Transformation TU Bergakademie Freiberg Umformtechnik Unternehmen Wasserstoff Wettbewerb Wirtschaft Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V. WSM Zahlen
Mehr erfahren
Urban Steel Rockstars Festival 2024
25.07.2024

Urban Steel Rockstars Festival im September 2024 in Berlin

Das Urban Steel Rockstars Festival 2024 ist eine Veranstaltung mit einem neuen, innovativen Konzept. Die Premiere findet am 5. und 6. September in der Uber Eats Music Hal...

Berlin EU Veranstaltung
Mehr erfahren
Werner Diwald, Vorstandsvorsitzender des DWV
24.07.2024

DWV zur Importstrategie: Deutsche Energieversorgung durch Importe aus Europa sichern

Der DWV begrüßt, dass die Bundesregierung mit der Importstrategie die Signale für den Hochlauf der europäischen Wasserstoffwirtschaft auf Grün stellt. Der zunehmende Foku...

Bund CO2 Deutschland DSV Elektrolyse Energie Erdgas EU Handel IBU Industrie ING Investition Klima Klimaziel Klimaziele Kooperation Partnerschaft Produktion Stahl Stahlwerk Strategie Studie Transport USA Wasserstoff Wettbewerb Wirtschaft WV
Mehr erfahren