Wirtschaft
Dr. Thomas Bünger, Deutschlandchef der Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt - Bild: ArcelorMittal
21.05.2024

ArcelorMittal fordert klare Industriepolitik

ArcelorMittal fordert eine klare Industriepolitik. Nur wenn international wettbewerbsfähige Preise für erneuerbare Energien sowie Wasserstoff in ausreichender Menge langfristig gewährleistet sind, kann die Umstellung auf eine CO2-neutrale Stahlproduktion in Deutschland gelingen. In der Übergangsphase kann der Einsatz von Erdgas bereits dazu beitragen, die Emissionen erheblich zu senken.

ArcelorMittal hat sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen in Europa bis 2030 um 35 Prozent zu senken und eine kohlenstoffneutrale Produktion bis 2050 weltweit umzusetzen. Trotz deutlicher Fortschritte und einer von der EU genehmigten Förderzusage der Bundesregierung für die geplanten Dekarbonisierungsprojekte der Flachstahl-Standorte in Bremen und Eisenhüttenstadt steht das Unternehmen vor Herausforderungen, insbesondere wegen hoher Energie- und Wasserstoffkosten.

Konkurrenzfähige Energiepreise sind ein entscheidender Faktor für die finale Investitionsentscheidung des Konzerns zur Dekarbonisierung der Produktion in Deutschland.

Forderung: Industriepolitik muss auf Kostensenkungen abzielen

Dr. Thomas Bünger, Deutschlandchef der Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt, betont:
„Die Dekarbonisierung unserer Produktion ist für uns von höchster Priorität, aber die aktuellen Kosten und zukünftige Preisprognosen für Energie und Wasserstoff stellen eine erhebliche Herausforderung dar. Eine Industriepolitik, die auf die Senkung dieser Kosten abzielt, ist bedeutend für unseren Erfolg und den Erfolg der gesamten Branche. Zudem sind wir als europäisches Unternehmen mit unseren Werken in Deutschland ein wichtiger Teil der Grundstoffindustrie und damit am Beginn der Wertschöpfungskette unserer Wirtschaft.“

Lutz Bandusch, Vizepräsident von ArcelorMittal Europe, ergänzt:
„Wir brauchen den rapiden Ausbau erneuerbarer Energien sowie den Aufbau einer heimischen Wasserstoffproduktion bei gleichzeitiger Erhöhung des Wasserstoffimports, damit die Transformation gelingt.“

ArcelorMittal verfolgt bei der Dekarbonisierung der Stahlerzeugung verschiedene Technologieansätze in Europa. In Deutschland steht die Umstellung der Hochofentechnologie zu einer erdgas- und später wasserstoffbasierten Direktreduktion und Elektrolichtbogenöfen im Mittelpunkt der Dekarbonisierungspläne.

Wettbewerbsfähige Energiepreise sind der Schlüssel

Die CO2-neutrale Roheisenproduktion erfordert einen Wasserstoffpreis von etwa zwei Euro pro Kilogramm, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Derzeit liegt der Preis für Wasserstoff bei sieben bis neun Euro pro Kilogramm. Auch der Betrieb von Elektrolichtbogenöfen ist wegen des hohen Strompreises auf Dauer nur schwer wirtschaftlich möglich.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, müssen staatliche Maßnahmen grünen Strom und Wasserstoff in ausreichender Menge und zu international wettbewerbsfähigen Preisen langfristig garantieren. Auch die Schaffung eines grünen Leitmarkts ist für die wettbewerbsfähige Herstellung von CO2-reduziertem Stahl entscheidend. Kennzeichnungsinitiativen können hilfreich sein, um zusätzliche Anreize zu setzen, z. B. bei öffentlichen Ausschreibungen und bei der staatlichen Beschaffung.

CO2-neutrale Produktion ist fest im Blick

Außerdem muss auf nationaler und auf EU-Ebene entschieden gegen Wettbewerbsverzerrungen vorgegangen werden. Dazu gehört, die noch bestehenden Schwachstellen im CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism) zu schließen, um effektiv das Risiko der Abwanderung eines Teils der industriellen Wertschöpfung außerhalb Europas zu reduzieren.

ArcelorMittal bleibt fest entschlossen, weltweit eine CO2-neutrale Produktion bis 2050 zu erreichen.  Eine aktive Flankierung durch staatliche Maßnahmen ist dabei für den Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft unerlässlich. Schon heute setzt ArcelorMittal Maßnahmen um, die entscheidend zur Nachhaltigkeit des Unternehmens beitragen. Dazu zählt unter anderem die Produktion von CO2- reduziertem Stahl unter der Dachmarke XCarb® sowie die Beteiligung am ResponsibleSteel-Standard, der sozial- und umweltverträgliche Lieferketten und Produktionsweisen garantiert.

(Quelle: ArcelorMittal)

Schlagworte

BremenBundCO2DekarbonisierungDeutschlandDirektreduktionEmissionenEnergieErdgasEUFlachstahlHochofenIBUIndustrieINGInvestitionKILieferkettenNachhaltigkeitPolitikProduktionRoheisenRoheisenproduktionStahlStahlerzeugungStahlproduktionStahlwerkTransformationUmweltUnternehmenUSAWasserstoffWasserstoffbasiertWettbewerbWirtschaft

Verwandte Artikel

Haspelbereich des Warmbandwerks 1
17.12.2025

Modernisierung im Warmbandwerk 1 von thyssenkrupp Steel abgeschlossen

Ein Lifecycle-Service-Ansatz stellt künftig kontinuierlichen Anlagenbetrieb und hohe Verfügbarkeit sicher

Anlagen Automation Automatisierung EU Flachstahl Haspel Haspelanlage Messung Partnerschaft Produktion Service SMS SMS group Stahl Steuerung thyssenkrupp Thyssenkrupp Steel Europe Walzwerk Warmband
Mehr erfahren
Dr.-Ing. Marco Richrath
16.12.2025

Marco Richrath wird Produktionsvorstand bei thyssenkrupp Steel

Er übernimmt die operative und technologische Steuerung der gesamten Produktion der Stahlsparte des Konzerns

Aufsichtsrat Deutschland Entwicklung Industrie Innovation Karriere Produktion Stahl Steuerung thyssenkrupp Thyssenkrupp Steel Europe Thyssenkrupp Steel Europe AG Thyssenkrupp Uhde Transformation Transformationsprozess Unternehmen USA Vertrieb Vorstand Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Jonathan Weber wird neuer Finanzvorstand von Dillinger und Saarstahl
16.12.2025

Wechsel im Vorstand von Dillinger und Saarstahl

Anlagen Digitalisierung Dillinger Entwicklung Finanzierung Gesellschaft Getriebe Grobblech Industrie Produktion Saarstahl SHS Stahl Stahlindustrie Technik Transformation Transformationsprozess Unternehmen Vertrieb Vorstand
Mehr erfahren
Korbinian Ott
16.12.2025

Ott komplettiert Doppelspitze bei Steelwind Nordenham

Korbinian Ott übernimmt die kaufmännische Geschäftsführung und führt künftig Steelwind Nordenham gemeinsam mit Dr. Andreas Liessem

Aufsichtsrat Blech Digitalisierung Dillinger Energie Energiewende Entwicklung Geschäftsführung Grobblech ING Offshore Projektmanagement SHS Stahl Steelwind Nordenham Unternehmen Vorstand Wettbewerb Windpark
Mehr erfahren
Erste Schmelze der 350-Tonnen-RH-Anlage, ausgerüstet mit Pfannenhubsystem und Fast Vessel Exchange, in Steel Plant 4 bei JSW Vijayanagar Works in Toranagallu, Indien
15.12.2025

RH-Anlage mit Pfannenhub- und -schnellwechsel-Kombination

JSW Vijayanagar Metallics Ltd. (JVML), Teil der JSW Steel Ltd., einem der führenden Stahlhersteller in Indien, hat in Toranagallu (Vijayanagar Works, Stahlwerk 4) eine 35...

Anlagen Automobil Betriebssicherheit Energie EU HZ Inbetriebnahme Indien Industrie ING JSW Steel Ltd. KI Lieferung Ltd Ltd. Metallurgie Partnerschaft Produktion RH-Anlage SMS SMS group Stahl Stahlmarkt Stahlwerk USA Vakuumbehandlung Zusammenarbeit
Mehr erfahren