Wirtschaft
Abb. Wirtschaftsvereinigung Stahl
14.03.2022

Studie „Transformationspfade der Stahlindustrie in Deutschland“

Die Pläne der EU-Kommission zu einem CO2-Grenzausgleich und zum europäischen Emissionsrechtehandel stellen den Erfolg der Transformation der Stahlindustrie hin zur Klimaneutralität massiv in Frage. So lautet ein zentrales Ergebnis der Studie „Transformationspfade der Stahlindustrie in Deutschland“, die von der Prognos AG im Auftrag der Wirtschaftsvereinigung Stahl erstellt wurde.

Mit dem Abbau der freien Zuteilung bis 2035 und der Einführung eines nicht wirksamen CO2-Grenzausgleichs würden Produktionskapazitäten in beträchtlichem Maße verloren gehen. Die Produktion wie die CO2-Emissionen verlagerten sich damit ins Ausland. Selbst bei idealtypischen Bedingungen drohen 40.000 Arbeitsplätze verloren zu gehen. Im schlimmsten Fall kollabiert die Hochofen-Konverter-Route, bevor die Transformation überhaupt starten kann. Ein Verlust von rund 200.000 Arbeitsplätzen und ein jährlicher Wertschöpfungsverlust von rund 20 Mrd. Euro wären laut Prognos die unmittelbare Folge.

Grundsätzlich ist die Transformation bei Setzung der passenden politischen Rahmenbedingungen laut der Studie aber machbar und dies kann schon in den nächsten Jahren massive CO2-Reduktionen ermöglichen. Dafür ist es entscheidend, die Wirtschaftlichkeitslücke bei den neuen grünen Produktionsverfahren vollständig zu schließen, beispielsweise durch Klimaschutzverträge und künftig zunehmend durch die Etablierung grüner Leitmärkte. Gleichzeitig ist die gesamte Stahlindustrie auf einen umfassenden Carbon-Leakage-Schutz angewiesen, wie er durch Fortführung der freien Zuteilung auf derzeitigem Niveau im EU-Emissionsrechtehandel erreicht werden kann.  

Dr. Michael Böhmer, Chief Economist Corporate Solutions Prognos AG:
„Unsere Studie zeigt, wie die Transformation der Stahlindustrie in Europa gelingen kann und welche Möglichkeiten die Politik hat, die zur Verfügung stehenden Instrumente klug miteinander zu kombinieren.“  

Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident Wirtschaftsvereinigung Stahl:
„Die Stahlindustrie braucht Instrumente, die den Unternehmen Spielräume für Investitionen in die grüne Transformation eröffnen. Die EU-Kommission nimmt aber mit ihren Plänen eine drastische Verteuerung der Produktion in Kauf, mit der Folge der Verkürzung von Investitionsmöglichkeiten. Darüber hinaus ist es gerade in einer Zeit höchster Verunsicherung allein hinsichtlich der Versorgungssicherheit ein Fehler, isoliert einen Grenzausgleich auf den Weg zu bringen, dessen Auswirkungen die Industrie massiv treffen werden.“  

Dr. Martin Theuringer, Geschäftsführer Wirtschaftsvereinigung Stahl:
„Die Transformation kann ein Erfolg werden, wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen. Dazu zählt ein effektiver Carbon-Leakage-Schutz als Basis. Ansonsten droht schon in diesem Jahrzehnt eine massive und schnelle Deindustrialisierung, wie die Prognos-Studie deutlich zeigt. Ohnehin erschweren die dramatisch gestiegenen Energiepreise den Einstieg in die Transformation. Umso wichtiger ist es, die Industrie vor weiteren Belastungen im internationalen Wettbewerb effektiv zu schützen.“

(Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl)

Schlagworte

ABBCO2CO2-EmissionenDeutschlandEmissionenEnergieErgebnisEssenEUEU-KommissionHandelHochofenIndustrieINGInvestitionKerkhoffKlimaKlimaneutralitätKlimaschutzKonverterPolitikProduktionStahlStahlindustrieTransformationUnternehmenVerlagWettbewerbWirtschaft

Verwandte Artikel

Haspelbereich des Warmbandwerks 1
17.12.2025

Modernisierung im Warmbandwerk 1 von thyssenkrupp Steel abgeschlossen

Ein Lifecycle-Service-Ansatz stellt künftig kontinuierlichen Anlagenbetrieb und hohe Verfügbarkeit sicher

Anlagen Automation Automatisierung EU Flachstahl Haspel Haspelanlage Messung Partnerschaft Produktion Service SMS SMS group Stahl Steuerung thyssenkrupp Thyssenkrupp Steel Europe Walzwerk Warmband
Mehr erfahren
Dr.-Ing. Marco Richrath
16.12.2025

Marco Richrath wird Produktionsvorstand bei thyssenkrupp Steel

Er übernimmt die operative und technologische Steuerung der gesamten Produktion der Stahlsparte des Konzerns

Aufsichtsrat Deutschland Entwicklung Industrie Innovation Karriere Produktion Stahl Steuerung thyssenkrupp Thyssenkrupp Steel Europe Thyssenkrupp Steel Europe AG Thyssenkrupp Uhde Transformation Transformationsprozess Unternehmen USA Vertrieb Vorstand Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Jonathan Weber wird neuer Finanzvorstand von Dillinger und Saarstahl
16.12.2025

Wechsel im Vorstand von Dillinger und Saarstahl

Anlagen Digitalisierung Dillinger Entwicklung Finanzierung Gesellschaft Getriebe Grobblech Industrie Produktion Saarstahl SHS Stahl Stahlindustrie Technik Transformation Transformationsprozess Unternehmen Vertrieb Vorstand
Mehr erfahren
Korbinian Ott
16.12.2025

Ott komplettiert Doppelspitze bei Steelwind Nordenham

Korbinian Ott übernimmt die kaufmännische Geschäftsführung und führt künftig Steelwind Nordenham gemeinsam mit Dr. Andreas Liessem

Aufsichtsrat Blech Digitalisierung Dillinger Energie Energiewende Entwicklung Geschäftsführung Grobblech ING Offshore Projektmanagement SHS Stahl Steelwind Nordenham Unternehmen Vorstand Wettbewerb Windpark
Mehr erfahren
Erste Schmelze der 350-Tonnen-RH-Anlage, ausgerüstet mit Pfannenhubsystem und Fast Vessel Exchange, in Steel Plant 4 bei JSW Vijayanagar Works in Toranagallu, Indien
15.12.2025

RH-Anlage mit Pfannenhub- und -schnellwechsel-Kombination

JSW Vijayanagar Metallics Ltd. (JVML), Teil der JSW Steel Ltd., einem der führenden Stahlhersteller in Indien, hat in Toranagallu (Vijayanagar Works, Stahlwerk 4) eine 35...

Anlagen Automobil Betriebssicherheit Energie EU HZ Inbetriebnahme Indien Industrie ING JSW Steel Ltd. KI Lieferung Ltd Ltd. Metallurgie Partnerschaft Produktion RH-Anlage SMS SMS group Stahl Stahlmarkt Stahlwerk USA Vakuumbehandlung Zusammenarbeit
Mehr erfahren