Trendthema Wirtschaft Statement
Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl - Photo: Wirtschaftsvereinigung Stahl
23.03.2022

Wirtschaftsvereinigung Stahl sieht ein Erdgasembargo kritisch

Ohne Erdgas aus Russland wäre eine Stahlproduktion zurzeit nicht möglich, warnt die Wirtschaftsvereinigung Stahl vor den Folgen eines insbesondere auf Erdgas ausgerichteten Embargos. „Die Stahlindustrie in Deutschland unterstützt die Sanktionen gegen Russland. Der beispiellose Angriff auf den Frieden in Europa legt schonungslos offen, dass wir eine Energiepolitik brauchen, die jetzt rasch Abhängigkeiten reduziert und die Versorgungssicherheit stärker in den Blick nimmt“, so Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl.Ein Importstopp für Erdgaslieferungen aus Russland ohne gesicherte Alternativen würde jedoch die Unternehmen der Stahlindustrie in der jetzigen Situation dem Risiko von Zwangsabschaltungen aussetzen. Dies würde direkt zu Produktionsunterbrechungen, Kurzarbeit und gegebenenfalls Beschäftigungsverlusten führen. Zusätzliche massive Versorgungsprobleme bei den Stahlverarbeitern bis hin zu den Endkunden wären ebenso die Folge. In der Gesamtschau drohen dauerhafte Arbeitsplatzverluste und gravierende wirtschaftliche Schäden. Deshalb steht die Stahlindustrie hinter der verantwortungsvollen Politik von Bundesminister Habeck, die Versorgungssicherheit nicht durch ein Lieferverbot zu gefährden.“

Stahl ist ein wichtiger Basiswerkstoff und Ausgangspunkt nahezu aller industriellen Wertschöpfungsketten. Ein unmittelbarer Importstopp von russischem Gas würde daher nicht nur zu Produktionsstillständen in der Stahlindustrie, sondern auch zu einem Einbruch der Industrieproduktion in Deutschland und der EU führen. Die Folgen für den Industriestandort Deutschland könnten daher langfristig belastend sein. Ökonomische Modelle, in denen Industrieanlagen beliebig schnell hoch- und runtergefahren werden, machen die Risiken eines solchen Schritts nicht wirklich deutlich.

In der Stahlindustrie werden jährlich circa 2,1 Milliarden Kubikmeter Erdgas verbraucht. Das Gas kommt als Brennstoff zur Temperaturerzeugung und als Reduktionsmittel in verschiedenen Schritten der Roheisen- und Stahlerzeugung sowie der Weiterverarbeitung zum Einsatz. Wirtschaftliche Alternativen sind mittelfristig vor dem Jahr 2030 bislang nicht absehbar.

Auch für die Transformation der Stahlindustrie hin zu einer klimaneutralen Produktion sind nach Ansicht der Wirtschaftsvereinigung die Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren Energien und der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft entscheidend. Dies wird jedoch Zeit brauchen. In der Übergangsphase ist die Stahlindustrie zwingend auf die kontinuierliche Versorgung auch mit Erdgas angewiesen, was bereits bei den neuen Produktionstechnologien zu einer deutlichen Senkung der CO2-Emissionen führt.

(Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl)

Schlagworte

AnlagenBundCO2CO2-EmissionenDeutschlandEmissionenEnergieErdgasEUIndustrieINGKerkhoffKlimaKurzarbeitLieferungPolitikProduktionReduktionsmittelRoheisenRohstahlproduktionRusslandStahlStahlerzeugungStahlindustrieStahlproduktionTemperaturTransformationUnternehmenWasserstoffWerkstoffWirtschaft

Verwandte Artikel

26.07.2024

Gesamtjahresprognose für Geschäftsjahr 2023/24 angepasst

Vor dem Hintergrund der vorläufigen Ergebnisse für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres und der aktualisierten Hochrechnung für das Gesamtjahr passt die thyss...

Entwicklung Ergebnis EU Geschäftsjahr ING thyssenkrupp Zahlen
Mehr erfahren
WSM-Branchen liefern Produkte für die Transformation: „Studierende der MINT-Fächer werden in ihrem Arbeitsleben Lösungen für die Klimawende entwickeln“, so Christian Vietmeyer, Hauptgeschäftsführer des WSM
25.07.2024

Die klimaneutrale Zukunft mitgestalten

Die klimaneutrale Zukunft mitgestalten – für die Gen Z ein wichtiges Thema. Wer technische Fächer studiert, hat beste Chancen, bei der Transformation dabei zu sein.

Anlagen Deutschland EU Industrie ING Klima Leichtbau Maschinenbau Metallverarbeitung Politik Stahl Studie Technik Transformation TU Bergakademie Freiberg Umformtechnik Unternehmen Wasserstoff Wettbewerb Wirtschaft Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V. WSM Zahlen
Mehr erfahren
Dr. Thomas Buer wird zum 1. Oktober 2024 neuer Geschäftsführer von Endress+Hauser Liquid Analysis.
25.07.2024

Wechsel bei Endress+Hauser Liquid Analysis

Dr. Thomas Buer wird zum 1. Oktober 2024 neuer Geschäftsführer von Endress+Hauser Liquid Analysis. Er tritt die Nachfolge von Dr. Manfred Jagiella an.

2016 Auszeichnung Deutschland EU Frankreich IBU ING Innovation Innovationspreis Kanada Maschinenbau Studie Technik Umwelt Umwelttechnologie Unternehmen USA
Mehr erfahren
Urban Steel Rockstars Festival 2024
25.07.2024

Urban Steel Rockstars Festival im September 2024 in Berlin

Das Urban Steel Rockstars Festival 2024 ist eine Veranstaltung mit einem neuen, innovativen Konzept. Die Premiere findet am 5. und 6. September in der Uber Eats Music Hal...

Berlin EU Veranstaltung
Mehr erfahren
Werner Diwald, Vorstandsvorsitzender des DWV
24.07.2024

DWV zur Importstrategie: Deutsche Energieversorgung durch Importe aus Europa sichern

Der DWV begrüßt, dass die Bundesregierung mit der Importstrategie die Signale für den Hochlauf der europäischen Wasserstoffwirtschaft auf Grün stellt. Der zunehmende Foku...

Bund CO2 Deutschland DSV Elektrolyse Energie Erdgas EU Handel IBU Industrie ING Investition Klima Klimaziel Klimaziele Kooperation Partnerschaft Produktion Stahl Stahlwerk Strategie Studie Transport USA Wasserstoff Wettbewerb Wirtschaft WV
Mehr erfahren