Unternehmen
Dr. Jürgen Philipp 1974, erster hauptamtlicher Beauftragter für Umweltschutz bei der August Thyssen-Hütte AG - Bild: thyssenkupp Steel
15.10.2024

thyssenkrupp Steel feiert Jubiläum beim Umweltschutz

Dr. Jürgen Philipp, der als erster Umweltschutzbeauftragter von thyssenkrupp tätig war, hatte zuvor in Japan für das Unternehmen gearbeitet und war später auch Professor an der Technischen Universität in Clausthal-Zellerfeld. Die Stelle des Umweltschutzbeauftragten wurde nach einer dreijährigen Vorbereitungszeit geschaffen, die Rolle war zuerst im Bereich der Chemischen Laboratorien angesiedelt.

1974 wurde die Position dann weiter ausgebaut und Dr. Jürgen Philipp als hauptamtlicher Umweltbeauftragter eingesetzt. Die Position wurde direkt dem Technischen Vorstand unterstellt und sollte die Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen, damals vor allem Emissionsminderungen, kontrollieren und koordinieren. Zu Beginn der Amtszeit von Dr. Philipp bestand das Team aus lediglich drei Mitarbeitern.

Heute sind es rund 50 engagierte Fachkräfte, die sich den Herausforderungen des Umweltschutzes widmen.

Neues Umweltbewusstsein seit den 1960er Jahren

Vor allem im Ruhrgebiet als Industriemetropole mit starker Luftverschmutzung durch ungefilterte Abgase entwickelte sich seit den 1960er Jahren ein stärkeres Bewusstsein für Umweltschutz und Luftreinhaltung. Die vielzitierte Forderung Willy Brandts „Der Himmel über der Ruhr muss wieder blau werden!“ aus dem Jahr 1961 oder auch die „Smog-Krise“ 1962 führten zu einer Reihe neuer Gesetze, die Umweltbelastungen reduzieren sollten. 1974 trat schließlich das Bundesimmissionsschutzgesetz in Kraft, das einheitliche Vorgaben für den Umweltschutz festlegte.

Auch die damalige August Thyssen-Hütte stellte sich ihrer Verantwortung, die Luftqualität in der Region zu verbessern. Neben der Bestellung des Umweltbeauftragten zählten dazu in den folgenden Jahren und Jahrzehnten große Investitionen in Technologien zur Prozessgasreinigung sowie in moderne Sinter- und Tuchfilteranlagen.

Auch beim Neubau des Hochofens 1, der bereits 1973 in Betrieb ging, wurde ein besonderes Augenmerk auf Umweltschutzaspekte gelegt. Der „Schwarze Riese“ ist bis heute in Betrieb und wurde 2021 noch einmal nachgerüstet, sodass er aktuell noch immer nicht nur als einer der größten, sondern auch als einer der modernsten Hochöfen in Europa gilt.

Bild: thyssenkrupp Steel
Duisburg Bruckhausen 1960 Bild: thyssenkrupp Steel
thyssenkrupp Steel auf dem Weg in ein neues Zeitalter der klimafreundlichen Stahlherstellung

Die Ansprüche an Umweltschutzmaßnahmen haben seit den 1970er Jahren weiter massiv zugenommen. Schon in den 1980er Jahren war das Unternehmen Vorreiter in der Entstaubung von Stahlwerken. Seitdem wurden immer wieder erhebliche Mittel für die Verbesserung des Umweltschutzes ausgegeben.

Und um den immer anspruchsvolleren Anforderungen gerecht zu werden, wendet thyssenkrupp Steel heute jährlich etwa 350 Millionen Euro für Umweltschutzmaßnahmen auf, davon rund 140 Millionen Euro in die Luftreinhaltung und weitere 140 Millionen Euro in den Lärmschutz.

Nicht nur die Ansprüche haben sich verändert, auch der Fokus hat sich verschoben

Dr. Wolfgang Volkhausen, Leiter Umweltschutz bei thyssenkrupp Steel Europe, erklärt:
„Vermeidung geht heute vor Beseitigung von Umweltschäden. Nicht erst mit dem European Green Deal oder der neuen Industrial Emission Directive (IED), die im Juni 2024 in Kraft trat, hat sich der Blickwinkel verändert. Wir wollen auch in den kommenden Jahren eine führende Rolle im Umweltschutz der europäischen Stahlindustrie einnehmen und uns den Herausforderungen des Klimawandels stellen.“

Zentrales Element dieser Strategie ist das Transformationsprojekt tkH2Steel, das die Stahlherstellung mit der Umstellung von kohle- auf wasserstoffbasierte Technologie bis spätestens 2045 klimaneutral machen will. Langfristig werden die kohlebasierten Hochöfen, wie auch der „Schwarze Riese“, im Rahmen der Transformation zur klimaneutralen Stahlherstellung damit durch wasserstoffbetriebene Direktreduktionsanlagen oder alternative Technologien abgelöst.

Bild: thyssenkrupp Steel
Sinteranlagen-Entstaubung: heute sorgen moderne Tuchfilter-Anlage für saubere Luft Bild: thyssenkrupp Steel
Industrieller Umweltschutz ist mehr als CO2-Reduzierung

Doch auch über die grüne Transformation der Stahlproduktion hinaus stellt thyssenkrupp Steel Umwelt- und Naturschutz in den Fokus: In der Abfallwirtschaft beispielsweise sollen so viele Nebenprodukte der Roheisenerzeugung wie möglich wiederverwertet werden. Ein Beispiel hierfür ist die Hochofenschlacke, die zu 100 Prozent als Sekundärrohstoff vermarktet wird.

Auch Gewässerschutz spielt eine wichtige Rolle, denn der enorme Bedarf an Wasser entspricht etwa dem jährlichen Verbrauch der Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Doch nur drei Prozent werden als Frischwasser bezogen: 97 Prozent des genutzten Wassers ist Kreislaufwasser, das dank effektiver Aufbereitung bis zu 40-mal genutzt werden kann, bevor es entweder verdunstet oder als gereinigtes Abwasser abgeleitet wird. Und auch der Bodenschutz wird sowohl bei der Planung neuer Produktionsanlagen als auch bei Stilllegungen mitgedacht.

Die langfristigen und strategischen Bemühungen um den Umweltschutz zahlen sich aus und sind längst Teil eines ganzheitlichen Umweltmanagements im Unternehmen.

Klimaziele auf Basis von SBTi

So hat thyssenkrupp Steel seine Klimaziele auf Basis der wissenschaftlich fundierten Leitlinien der „Science Based Targets initiative“ (SBTi) validieren lassen. Das Unternehmen ist damit einer der ersten Stahlhersteller, dessen Klimaziele auf wissenschaftlicher Basis überprüft und als im Einklang mit dem 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens bewertet wurden – sowohl was das kurzfristige Ziel 2032 als auch das Net-Zero-Target 2045 nach SBTi betrifft.

Die SBTi ist eine globale Initiative, die Unternehmen dabei unterstützt, wissenschaftsbasierte Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen zu setzen, die im Einklang mit den neuesten Erkenntnissen der Klimawissenschaft stehen.

Außerdem hat sich thyssenkrupp Steel der weltweit gültigen Nachhaltigkeitsinitiative ResponsibleSteel angeschlossen, einer Non-Profit-Organisation, die durch ein globales Standard- und Zertifizierungsprogramm sicherstellt, dass der verwendete Stahl in jeder Phase verantwortungsbewusst bezogen und hergestellt wurde.

thyssenkrupp Steel sieht im Bekenntnis zum ResponsibleSteel-Standard einen weiteren wichtigen Baustein im Rahmen seines nachhaltigen Transformationsprozesses.

(Quelle: thyssenkrupp steel)

Schlagworte

AnlagenBundCO2CO2-ReduzierungDirektreduktionEisenerzeEmissionenEssenEUHochofenIndustrieINGInvestitionJapanJubiläumKlimaKlimazielKlimazieleLEDLuftreinhaltungNachhaltigkeitNeubauParisProduktionRoheisenRoheisenerzeugungSchlackeSinterStahlStahlherstellungStahlindustrieStahlproduktionStahlwerkStrategieThyssenkrupp Steel EuropeTransformationTransformationsprozessUmweltUmweltschutzUnternehmenUSAWasserstoffWasserstoffbasiertWirtschaftZahlen

Verwandte Artikel

Von links: Tekin Nasikkol, Gesamtbetriebsratsvorsitzender thyssenkrupp Steel, Dennis Grimm, Sprecher des Vorstands von thyssenkrupp Steel, Stéphane Séjourné, Exekutiv-Vizepräsident für Wohlstand und Industriestrategie und Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen
21.03.2025

EU-Kommissar erläutert Aktionsplan bei thyssenkrupp Steel

Exekutiv-Vizepräsident der Europäischen Kommission Stéphane Séjourné hat den europäischen Stahlaktionsplan bei thyssenkrupp Steel in Duisburg präsentiert. Die Schwerpunkt...

CO2 Dekarbonisierung Deutschland Duisburg Energie Entwicklung EU-Kommission Gesellschaft Handel Industrie ING Investition KI Klima Klimaschutz Metallindustrie Neubau NRW Politik Produktion Stahl Stahlindustrie Stahlproduktion Strategie Thyssen thyssenkrupp Transformation Unternehmen Vorstand Weiterbildung Wettbewerb Wirtschaft
Mehr erfahren
20.03.2025

European Steel and Metals Action Plan vorgestellt

Die EU-Kommission hat den European Steel and Metals Action Plan vorgestellt. Das Ziel: Die Wettbewerbsfähigkeit der Stahlindustrie in Deutschland und Europa sichern.

Anpassung Berlin Bund CO2 Deutschland Energie Entwicklung EU-Kommission EU-Safeguards Handel Industrie ING Klima Klimaneutralität Politik Stahl Stahlindustrie Unternehmen Wettbewerb Wettbewerbsfähigkeit Wirtschaft
Mehr erfahren
CEO Frank Koch
19.03.2025

Swiss Steel behauptet sich in schwachem Marktumfeld

Das negative Ergebnis fällt geringer als im im Vorjahr aus. Unterstützt durch den Mehrheitsaktionär GravelPoint, hat die Gruppe in Q1/25 neue Vereinbarungen mit ihren Fin...

ABB Anpassung Ascometal Entwicklung Ergebnis EU Finanzierung Frank Koch Industrie Marktbedingungen Produktion Swiss Steel Group Vereinbarung Vertrieb Wettbewerb
Mehr erfahren
19.03.2025

H2Eco Award 2025: Finalisten stehen fest

Die Finalisten für den H2Eco Award 2025 stehen fest! Mit der renommierten Auszeichnung werden herausragende Projekte entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette gewürdigt...

Auszeichnung Award Energie Energiewende EU Industrie ING Innovation KI Klima Messe Offshore Open Grid Europe GmbH Produktion Salzgitter Salzgitter AG Stahl Stahlproduktion Transformation Veranstaltung Vorstand Wasserstoff Wasserstofftechnologie Wettbewerb Wirtschaft WV
Mehr erfahren
Dr. Axel Hamann (links), Wilfried von Rath
19.03.2025

thyssenkrupp AG beruft neue Vorstände

Wilfried von Rath tritt am 1. April 2025 seinen Posten als neuer Personalvorstand und Arbeitsdirektor an. Dr. Axel Hamann wird zum 1. Mai 2025 neuer Finanzvorstand.

Aufsichtsrat EU Gesellschaft Karriere KI Restrukturierung Strategie Studie thyssenkrupp Transformation Unternehmen Vorstand VW
Mehr erfahren