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Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG - Photo: voestalpine AG
12.11.2025

voestalpine AG: Ergebnisanstieg im 1. Halbjahr 2025/26

Die voestalpine konnte im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2025/26 (1. April 2025 – 30. September 2025) ein sehr solides Ergebnis in einem herausfordernden Umfeld erzielen. Die globale Aufstellung und die branchenmäßige Diversifizierung sowie die starke finanzielle Position des Konzerns zeigten einmal mehr ihre Stärke in dem aktuellen, von wirtschaftlicher Unsicherheit, Zöllen und Handelsbeschränkungen geprägten Umfeld.

Die weltweit gute Nachfrage im Geschäftsbereich Railway Systems hielt auch im 1. Halbjahr an, ebenso setzte sich im Bereich Luftfahrt die positive Marktentwicklung weiter fort. Die Bereiche Bau, Maschinenbau und Konsumgüter stagnierten weiterhin auf niedrigem Niveau. Der Bedarf an Produkten aus dem Energiebereich war in den ersten sechs Monaten des aktuellen Geschäftsjahres weiter rückläufig, hingegen verzeichneten die Produkte der Steel Division für internationale Pipeline-Projekte weiterhin eine gute Nachfrage.

Zweigeteilt ist auch die Nachfrage nach den voestalpine-Produkten für die Automobilindustrie: Während der Geschäftsbereich Automotive Components von der nach wie vor sehr verhaltenen Entwicklung der Automobilproduktion, insbesondere in Europa, und hier vor allem in Deutschland, betroffen ist, zeigte sich die Nachfrage nach den Produkten der Steel Division in diesem Segment stabil auf gutem Niveau. Der positive Trend im Geschäftsbereich Lagertechnik setzte sich im 1. Halbjahr 2025/26 weiter fort.

„Die voestalpine konnte im ersten Halbjahr 2025/26 trotz weiterhin fordernden Rahmenbedingungen ein sehr solides Ergebnis erzielen. Unsere hochtechnologischen Produkte sind weltweit gefragt, vor allem die Bereiche Eisenbahninfrastruktur, Luftfahrt und Lagertechnik haben sich sehr gut entwickelt. Ein klares Zeichen für die Effizienz und Stärke unseres Geschäftsmodells ist auch der hohe Free Cashflow, den wir im 1. Halbjahr erwirtschaftet haben“, sagt Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG.

Laufende Reorganisationsmaßnahmen

Die voestalpine geht aktuell von keiner Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in den nächsten Monaten aus und wird ihre laufenden Reorganisationsmaßnahmen wie etwa an den deutschen Automotive Components-Standorten und in der High Performance Metals Division weiter konsequent umsetzen. Bei der voestalpine Tubulars führen die erheblichen Belastungen durch US-Zölle im Hauptabsatzmarkt USA sowie die anhaltend niedrigen Ölpreise zu einem spürbaren Rückgang der Absatzmengen, weshalb Kapazitätsanpassungen am Standort Kindberg notwendig werden könnten. Die Entscheidung dazu wird bis Ende dieses Kalenderjahres erfolgen.

Auch bei der voestalpine BÖHLER Bleche in Mürzzuschlag wurde, wie berichtet, bis Ende des Jahres ein Strategieprojekt ins Leben gerufen, mit dem Ziel, das Unternehmen und seine Prozesse so aufzustellen, dass trotz schwieriger Rahmenbedingungen Produkte zu marktfähigen Preisen verkauft werden können. Generell können Kapazitätsanpassungen im Konzern zum aktuellen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden.

Zukunftsweisende Projekte

Die voestalpine konnte im 1. Halbjahr 2025/26 wichtige Zukunftsprojekte weiter vorantreiben. Im September 2025 erfolgte am voestalpine-Standort Linz der Baustart für das österreichweit größte Forschungsprojekt für den Klimaschutz „Hy4Smelt“. Die Inbetriebnahme der weltweit ersten industriellen Demonstrationsanlage, die zwei innovative Prozesse – eine wasserstoffbasierte Direktreduktion für ultrafeine Eisenerze und einen elektrischen Schmelzprozess – verbinden kann, ist bis Ende 2027 geplant.

Am voestalpine-Standort in Indiana, USA, wurde die Produktionshalle für die Fertigung von Lkw-Längsträgern fertiggestellt, der Produktionsstart ist für Juli 2026 geplant. 100 der insgesamt 110 neuen Mitarbeiter:innen wurden bereits rekrutiert. Im Bereich Hochregallager hat die voestalpine den bisher größten Auftrag in der Konzerngeschichte an Land gezogen. Ab Ende 2025 realisiert der Konzern in der Türkei ein Großprojekt für einen renommierten Logistikdienstleister.

Ein Meilenstein für den Bereich Railway Systems ist die Eröffnung der Koralmbahn im Dezember 2025, die gemeinsam mit dem Koralmtunnel – dem weltweit sechstlängsten Eisenbahntunnel – ein Role Model für weitere Bahninfrastrukturprojekte darstellt: Die voestalpine stattete das Jahrhundertprojekt, das Teil der neuen Südstrecke in Österreich ist, mit Premium-Schienen und High-Tech-Weichen, Befestigungssystemen sowie Signal- und Sicherheitstechnik aus.

Anstieg beim Ergebnis, starke Cashflow-Generierung, solide Bilanzstruktur

Die Umsatzerlöse verringerten sich im Vorjahresvergleich um 5,6 % auf 7,6 Mrd. EUR (HJ 2024/25: 8 Mrd. EUR). Das operative Ergebnis (EBITDA) konnte geringfügig auf 722 Mio. EUR (HJ 2024/25: 718 Mio. EUR) gesteigert werden, das EBIT verzeichnete im Vorjahresvergleich einen Anstieg um 2 % auf 345 Mio. EUR. Das Konzernergebnis vor Steuern stieg um 12 % auf 278 Mio. EUR, das Ergebnis nach Steuern legte um 8,6 % auf 199 Mio. EUR zu.

Eine starke Entwicklung zeigte auch die Cashflow-Generierung. So verdoppelte sich der Cashflow aus der Betriebstätigkeit im Vorjahresvergleich und betrug im 1. Halbjahr 2025/26 783 Mio. EUR. Der Free Cashflow lag nicht zuletzt auf Basis erfolgreicher Working Capital-Projekte bei 296 Mio. EUR.

Die voestalpine weist eine ausgesprochen solide Bilanzstruktur auf. Trotz erhöhter Investitionsausgaben für die Transformation der Stahlproduktion (greentec steel) konnte die Verschuldung im 1. Halbjahr 2025/26 weiter abgebaut werden: Die Nettofinanzverschuldung lag per 30. September 2025 bei 1,5 Mrd. EUR (30. September 2024: 2 Mrd. EUR, 31. März 2025: 1,7 Mrd. EUR).

Beim Eigenkapital konnte im Jahresvergleich eine Zunahme auf 7,53 Mrd. EUR per 30. September 2025 verbucht werden. Damit verbesserte sich die Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) im Jahresvergleich von 27,5 % auf 19,5 % per 30. September 2025.

Mit 30. September 2025 beschäftigte der voestalpine-Konzern weltweit rund 49.600 Mitarbeiter:innen (Vollzeitäquivalente), das sind um 4,1 % weniger als im Vorjahr (51.700). Der Rückgang resultiert im Wesentlichen aus dem Verkauf des Geschäftsbetriebs von Buderus Edelstahl sowie der Reorganisation im Geschäftsbereich Automotive Components.

Ausblick Geschäftsjahr 2025/26

Die Neu-Ausrichtung der Wirtschaftsbeziehungen der Vereinigten Staaten von Amerika zu ihren globalen Handelspartnern führte im Verlauf des 1. Halbjahres 2025/26 zu Unsicherheiten in vielen Märkten und Regionen. Die Weltwirtschaft musste sich in kurzer Zeit an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen.

Für Europa bedeutete dies ein sehr geringes Wirtschaftswachstum, das sich auch im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres voraussichtlich so fortsetzt. In Nordamerika blieb der Wachstumskurs trotz steigender Unsicherheiten intakt. Der Government-Shutdown mit dem damit einhergehenden Verlust von ökonomischen Daten erschwert die Einschätzung der Wirtschaftslage.

Dennoch wird von den meisten Wirtschaftsinstituten eine Fortsetzung des Wirtschaftswachstums in Nordamerika auch im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres erwartet. In Brasilien wurde die Industrie von hohen Leitzinsen, der US-Zollpolitik und hohen chinesischen Importen gegen Ende des 1. Halbjahres 2025/26 belastet. Im 2. Halbjahr wird hier mit keiner Entspannung gerechnet. China konnte hingegen seinen Wachstumstrend, insbesondere im industriellen Bereich, fortsetzen, woran sich auch im verbleibenden Geschäftsjahr wenig ändern sollte.

Vor diesem Hintergrund wird für das 2. Halbjahr 2025/26 eine Fortsetzung der vorherrschenden Trends in den einzelnen Marktsegmenten erwartet. Die Segmente Maschinenbau, Bau und Konsumgüter sollten zumindest auf dem aktuellen Niveau stabil bleiben. Die Nachfrage aus dem konventionellen Energiesektor wird im Bereich Pipelinebleche weiter gut erwartet, wohingegen von Seiten der Explorationsaktivitäten auch im 2. Halbjahr mit keinen wesentlichen Impulsen gerechnet wird.

Zweigeteilt bleibt auch die Entwicklung der Automobilindustrie für den voestalpine-Konzern: Während auf der Komponentenseite mit keiner wesentlichen Erholung gerechnet wird, sollte die Nachfrage aus dieser Branche nach hochqualitativen Stahlblechen auf dem guten Niveau des 1. Halbjahres bleiben. Die positive Entwicklung bei Eisenbahninfrastruktur, Luftfahrt und Lagertechnik dürfte sich auch im 2. Halbjahr 2025/26 ungebrochen fortsetzen.

Die laufenden Reorganisationsprogramme in den Bereichen Automotive Components und der High Performance Metals Division werden weiter konsequent umgesetzt. Positive Effekte werden gegen Ende des aktuellen Geschäftsjahres erwartet. Für die Steel Division wird mit zusätzlichen positiven Impulsen durch die angekündigten EU-Safeguard-Maßnahmen gerechnet.

Vor diesem Hintergrund bestätigt der Vorstand der voestalpine AG die bisherige Prognose und erwartet für das Geschäftsjahr 2025/26 weiterhin ein EBITDA in einer Bandbreite von 1,40 bis 1,55 Mrd. EUR.

Diese Ergebnisprognose berücksichtigt die zu diesem Zeitpunkt bekannten negativen Effekte der US-Zollmaßnahmen.

(Quelle: voestalpine AG)

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