Wirtschaft
Dr. Jan Schmidt, Vorsitzender bauforumstahl e.V. - Bild: bauforumstahl
26.03.2025

bauforumstahl fordert Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit

Deutschland steht als Wirtschaftsstandort aktuell vor enormen Herausforderungen – insbesondere die Stahlbaubranche sieht sich seit längerem mit steigenden Energiekosten, zunehmender Bürokratie und einem gravierenden Fachkräftemangel konfrontiert. Gleichzeitig bleibt Stahl ein unverzichtbarer Bestandteil einer nachhaltigen Bau- und Infrastrukturpolitik.

Nun steht die Branche vor einem entscheidenden Wendepunkt. Mit den anstehenden Koalitionsverhandlungen der neuen schwarz-roten Bundesregierung gibt es erste positive Signale, doch es braucht klare und verlässliche Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu sichern und die Transformation zur Klimaneutralität voranzutreiben.

Nur wenn die Politik entschlossen handelt, kann Deutschland als Stahlstandort bestehen und gleichzeitig seine Klimaziele erreichen.  

Hoffen auf Unterstützung der Stahlbaubranche

Die Sondierungsgespräche lassen Hoffnung auf eine stärkere politische Unterstützung der Stahlbaubranche zu. So haben CDU/CSU und SPD bereits „Quoten für klimaneutralen Stahl und vergaberechtliche Vorgaben“ zugesagt, um den Markt für nachhaltige Stahlprodukte zu stärken. Da Grüner Stahl zunächst teurer ist als konventioneller, braucht es solche verbindlichen Maßnahmen, um den Hochlauf klimafreundlicher Produktion sicherzustellen.

Ein weiteres wichtiges Signal ist die geplante Entlastung beim Industriestrompreis. Die Koalitionspartner haben angekündigt, die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß zu senken und die Übertragungsnetzentgelte zu halbieren – eine dringend benötigte Maßnahme.

Für den langfristigen Erfolg der Stahlbaubranche bleibt jedoch unklar, wie die künftige Regierung das Hochfahren der Wasserstoffwirtschaft beschleunigen will. Zwar ist der Bau von 20 wasserstofffähigen Gaskraftwerken vorgesehen, die Kohlekraftwerke ersetzen und als Reserve für Zeiten mit wenig Wind- und Sonnenstrom dienen sollen, doch eine nationale Strategie zur Sicherstellung der Wasserstoffversorgung fehlt weiterhin.

Zwar heißt es im Sondierungspapier, das „Wasserstoffkernnetz müsse deutschlandweit die industriellen Zentren anbinden“, doch konkrete Maßnahmen zur schnellen Umsetzung bleiben aus.  

Investitionen in die Zukunft

Mit der Zustimmung des Bundestags zum Sondervermögen wurde nun ein wichtiger Schritt für den Wirtschaftsstandort Deutschland getan. Die bereitgestellten finanziellen Mittel würden eine historische Chance bieten, um dringend notwendige Investitionen in die Modernisierung und den Ausbau der Infrastruktur zu realisieren.

Besonders für die Stahlbaubranche kann dies einen entscheidenden Konjunkturimpuls bedeuten, denn emissionsarmer Stahl ist für zukunftsfähige Bauprojekte in den Bereichen Schienenverkehr, Brückenbau, Hoch- und Tiefbau sowie den Ausbau der Energie- und Wasserstoffnetze unverzichtbar.

Entscheidend ist jedoch, dass die Mittel gezielt eingesetzt werden, um nicht nur die Infrastruktur zu verbessern, sondern gleichzeitig die Stahlbauindustrie in Deutschland zu stärken und die Klimaziele zu erreichen. Deshalb befürwortet bauforumstahl das geplante Vorgehen und appelliert an die Bundesländer ihre Zustimmung im Bundesrat zu geben.  

Danach braucht es ein direktes und entschlossenes Handeln, um diese ersten positiven Ansätze in eine stabile und nachhaltige Industriepolitik zu überführen. Bauforumstahl fordert die neue Bundesregierung auf, klare Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Stahlbaubranche auch in Zukunft eine tragende Rolle in der deutschen Wirtschaft spielen kann.  

Zentrale Forderungen:

1. Energiepreise wettbewerbsfähig gestalten: Die angekündigte Senkung der Stromsteuer und Netzentgelte ist überfällig. Ein nachhaltiger Industriestrompreis muss sichergestellt werden, um Investitionen in klimafreundliche Produktionsverfahren zu ermöglichen.

2. Nachhaltige Stahlbauweise in Ausschreibungen priorisieren: Die öffentliche Hand muss als Vorreiter agieren. Klimafreundlicher Stahl muss in Bauvorhaben wie z.B. Brücken- und Infrastrukturbauten verbindlich bevorzugt werden, um einen verlässlichen Markt für nachhaltige Stahlprodukte zu schaffen. Dabei sollten klare Nachhaltigkeitskriterien in öffentlichen Ausschreibungen verankert werden, einschließlich verbindlicher European-Content-Vorgaben.

3. Planungs- und Investitionssicherheit gewährleisten: Eine langfristige politische Strategie für Wasserstofftechnologien und emissionsarme Produktionsverfahren ist unerlässlich. Unklare Rahmenbedingungen und regulatorische Hürden bremsen den Fortschritt der Branche.

4. Anreize zur Nutzung nachhaltiger Baustoffe: Damit klimafreundlicher Stahl auch in der Industrie und im privaten Sektor stärker genutzt wird, sind gezielte wirtschaftliche Anreize nötig. Steuerliche Vergünstigungen, Förderprogramme oder Finanzierungshilfen könnten Investitionen in nachhaltige Baustoffe attraktiver machen und so den Hochlauf klimaneutraler Produktion beschleunigen.  

Branche fordert entschlossenes Handeln

Um die Transformation erfolgreich voranzutreiben, müssen belastbare und anerkannte Standards in den politischen Rahmen integriert werden. Etablierte Labels und Zertifizierungen, wie der Low Emission Steel Standard (LESS) für Stahl, bieten eine verlässliche Grundlage, um klimafreundliche Produkte zu identifizieren und gezielt zu fördern.

Solche Standards helfen dabei, Transparenz zu schaffen, Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden und Investitionen gezielt in emissionsarme Produktionsprozesse zu lenken. Nur mit klaren und international anschlussfähigen Kriterien kann sichergestellt werden, dass Deutschland und Europa eine Vorreiterrolle in der nachhaltigen Stahlindustrie einnehmen und langfristig wettbewerbsfähig bleiben.

Die Unternehmen der Stahlbauindustrie haben bereits ihre Innovationsbereitschaft unter Beweis gestellt. Jetzt ist es an der Politik, die Weichen für eine zukunftsfähige und nachhaltige Stahlproduktion zu stellen. Ohne klare Entscheidungen droht Deutschland den Anschluss an internationale Märkte zu verlieren. Die neue Bundesregierung muss jetzt handeln – für eine starke Industrie, sichere Arbeitsplätze und eine nachhaltige Wirtschaft.

(Quelle: bauforumstahl)

Schlagworte

BauindustrieBaustoffeBundDeutschlandEnergieEUFinanzierungHandelHZIBUIndustrieINGInnovationInvestitionKlimaKlimazielKlimazieleModernisierungNachhaltigkeitPolitikProduktionProduktionsprozessSchienenStahlStahlbauStahlindustrieStahlproduktionStrategieTEMATransformationUnternehmenWasserstoffWasserstofftechnologieWettbewerbWettbewerbsfähigkeitWirtschaftWirtschaftsstandort

Verwandte Artikel

Unverwüstlich: Ein LPR-1DXi (5,8GHz Sensor), der erste Radarsensor von Symeo mit integrierter Antenne, nach mehr als 15 Jahren immer noch im Einsatz. /
20.06.2025

Symeo GmbH feiert ihr 20-jähriges Jubiläum

Das Unternehmen entwickelte sich dank seiner LPR®-Technologie (Local Positioning Radar) zu einem führenden Anbieter für industrielle Radarsensorik. Die Sensorlösungen kom...

Automatisierung Bergbau Container Entwicklung Essen EU Forschung Forschungsprojekt HZ Inc. Industrie ING Innovation Kran Logistik Messe Messung Patent Schüttgut Sensorik Stahl Stahlindustrie Stahlwerk Technik Temperatur Unternehmen Voestalpine Voestalpine AG
Mehr erfahren
Von links: Li Zhengzhou, Präsident von Zhejiang Jiuli Hi-Tech Metals Co., Ltd.; Prof. Dr. Ing. Katja Windt, Mitglied der Geschäftsführung (CDO) der SMS group GmbH; Zhang Yuxu, Präsident und Geschäftsführer der Jiuli Group.
20.06.2025

Auftragsvergabe für drei Kaltpilgerwalzwerke in China

Zhejiang Jiuli Hi-Tech Metals Co., Ltd. (Jiuli), einer der führenden chinesischen Hersteller von Produkten aus rostfreiem Stahl und Sonderlegierungen, hat die SMS group m...

Anlagen Automatisierung Essen EU Inbetriebnahme Investition KI Legierungen Lieferung Ltd Ltd. Messe Messung Montage Partnerschaft Produktion Rohre Service SMS SMS group Stahl Steuerung Strategie Walzwerk WTO
Mehr erfahren
Swenja Benz, Geschäftsführerin Bredtmann-Girke Industrieofenbau GmbH, und Till Schreiter, CEO ABP Induction Systems GmbH.
18.06.2025

Vorstandsvorsitzender des VDMA Metallurgy erneut bestätigt

Der VDMA Metallurgy hat im Rahmen der konstituierenden Vorstandssitzung am 11. Juni turnusmäßig einen neuen Vorstand gewählt. Till Schreiter, CEO der ABP Induction System...

ABP ABP Induction Systems GmbH Anlagen Anlagenbau Bund Deutschland DSV Elektrotechnik Energie Energiewende Essen EU Friedrich Kocks Industrie ING Politik RWTH RWTH Aachen Technik Transformation USA VDMA Vorstand Walzwerk Wettbewerb Zusammenarbeit
Mehr erfahren
18.06.2025

Salzgitter-Konzern und Volvo Cars starten Closed Loop-Partnerschaft

Der Salzgitter-Konzern und Volvo Cars bauen ihre Partnerschaft aus: 2026 bezieht die Salzgitter AG erhebliche Mengen Stahlschrott aus dem Karosseriewerk von Volvo Cars im...

CO2 Coils Dekarbonisierung EU Flachstahl Gesellschaft Handel Industrie ING KI Klima Kooperation Lieferung Logistik Partnerschaft Produktion Salzgitter AG Salzgitter Flachstahl Salzgitter Flachstahl GmbH Schienen Schrott Schweden Stahl Stahlcoil Stahlwerk Strategie Transformation Unternehmen USA Volvo Werkstoff
Mehr erfahren
Riedhammer Temperofen für MgO-C-Steine im Intocast Werk Oberhausen
17.06.2025

Intocast nimmt neuen Temperofen in Betrieb

Mit der feierlichen Inbetriebnahme eines neuen Temperofens der Firma Riedhammer setzt Intocast einen weiteren Meilenstein in der strategischen Weiterentwicklung seines We...

Anlagen Ausbildung Digitalisierung Entwicklung Ergebnis Essen EU Feuerfest Feuerfestprodukte Inbetriebnahme Industrie Industrie 4.0 ING Intocast AG Investition Kooperation Kuka Logistik Magnesia Modernisierung Nachwuchs Oberhausen Presse Pressen Produktion Rohstoffe Stahl TEMA Temperatur Transport USA Vorstand Werkstoff Werkstoffe
Mehr erfahren