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In der Produktion der voestalpine AG in Linz - Bild: voestalpine AG
04.06.2025

voestalpine mit rückläufigem Ergebnis für 2024/25

Die voestalpine hat im abgelaufenen Geschäftsjahr (1. April 2024 bis 31. März 2025) erneut Resilienz sowie Stärke bewiesen und bei äußerst herausfordernden Rahmenbedingungen ein solides Ergebnis erzielt.

Mit dem strategischen Fokus auf hochtechnologische Produkte und der breiten Aufstellung nach Regionen und Branchen konnte sich der weltweit tätige Stahl- und Technologiekonzern gegen den Trend des vor allem in Europa schwierigen Umfelds gut behaupten.

Insbesondere die Bereiche Bahninfrastruktur und Luftfahrt entwickelten sich besonders positiv. Ebenso verzeichnete das Segment Lagertechnik eine hohe Nachfrage. Weiterhin auf niedrigem Niveau verharrten die Konsumgüter- und Maschinenbauindustrie, der Energiebereich schwächte sich im Laufe des Geschäftsjahres ab.

Die Nachfrage der Automobilindustrie nach den Produkten der Steel Division der voestalpine zeigte einen stabilen Verlauf, während vor allem die deutschen Automotive Components-Standorte der Metal Forming Division eine geringe Auslastung auswiesen.

Das Management reagierte aktiv und initiierte ein umfassendes Reorganisationsprogramm der europäischen und insbesondere der deutschen Standorte des Geschäftsbereichs Automotive Components. Reorganisationsmaßnahmen erfolgten auch in der High Performance Metals Division.

Mit dem Ende Januar abgeschlossenen Verkauf des Geschäftsbetriebs von Buderus Edelstahl konzentriert die High Performance Metals Division der voestalpine ihr Produktportfolio auf das technologisch anspruchsvolle Segment der Hochleistungswerkstoffe.

Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG, erklärt:
„Unsere Antwort auf die herausfordernde wirtschaftliche Lage vor allem in Europa war aktives Management mit dem Fokus auf Ergebnisqualität, der Generierung von Free Cashflow, der Sicherstellung einer stabil niedrigen Verschuldung sowie der Start notwendiger Reorganisationsmaßnahmen in einigen Geschäftsbereichen. Gleichzeitig wurden Wachstumsprojekte weitergeführt. Unsere Konzernstrategie bildet dafür eine solide Basis.“

voestalpine forciert Local-for-local-Strategie

In dem von Protektionismus und De-Globalisierung geprägten Umfeld setzte die voestalpine im abgelaufenen Geschäftsjahr ihre seit Jahren erfolgreiche Local-for-local-Strategie weiter fort und realisierte mehrere Expansionsprojekte in dynamischen Märkten wie Ägypten, Indien, Brasilien oder Nordamerika. Dabei konzentriert sich der Konzern auf High-Tech-Segmente mit höchstem voestalpine AG Qualitätsanspruch und entwickelt gemeinsam mit seinen Kunden vor Ort innovative Produkte und Lösungen.

In Brasilien zählt die voestalpine zu den führenden Herstellern von Spezialrohren und -profilen, der Standort in Caxias do Sol wird aktuell um ein Logistikzentrum mit entsprechenden Anlagen erweitert. Im Nischenbereich Schweißtechnik hat die voestalpine in Indien in den Ausbau ihrer Produktion von Schweißzusatzstoffen sowie in die Stärkung der Anwendungstechnik investiert, um die Kunden noch umfassender lokal unterstützen zu können.

Auch im Bereich Bahninfrastruktur verfolgt die voestalpine seit Jahren erfolgreich ihre Strategie der Errichtung lokaler Weichenfertigungen in strategisch wichtigen Märkten. Jüngstes Beispiel dafür ist die Produktion von Hochleistungsweichen in Kairo, Ägypten. voestalpine Railway Systems liefern für die Errichtung der ersten ägyptischen Hochgeschwindigkeitsstrecke („Green Line“) rund 260 Hochgeschwindigkeitsweichen inkl. Weicheninstandhaltungssoftware.

Im Bereich Lagersysteme wurde in Louisville, Kentucky (USA), der Grundstein für eine Erweiterung der Produktions- und Vertriebskapazitäten gelegt. Ebenfalls für den nordamerikanischen Markt hat die voestalpine neue langfristige Verträge mit zwei global tätigen Lkw-Herstellern abgeschlossen, dafür erweitert der Konzern die Produktionskapazitäten an seinem bestehenden Standort in Indiana, USA.

Klimaschutzprogramm greentec steel nach Plan

Die voestalpine hat mit greentec steel einen klaren Stufenplan: Ab 2027 werden in einem ersten Schritt in Linz und Donawitz je ein Elektrolichtbogenofen in Betrieb genommen. Bis 2029 können dadurch bis zu 30 % der CO2-Emissionen gegenüber 2019 eingespart werden, dies entspricht fast 5 % der jährlichen CO2-Emissionen Österreichs.

Damit ist greentec steel das größte Klimaschutzprogramm in Österreich. Die Investitionskosten betragen 1,5 Mrd. EUR, ein Drittel davon sind bereits investiert. Langfristig strebt der Konzern bis 2050 eine Stahlproduktion mit Net-Zero-CO2-Emissionen an und forscht dafür bereits an unterschiedlichen innovativen Forschungsprojekten.

voestalpine-CEO Eibensteiner betont:
„Wir haben unsere Transformationspläne bewusst modular aufgebaut und befinden uns trotz unsicherer Rahmenbedingungen mitten in der praktischen Ausführung des ersten Schritts.“

Wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen dringend notwendig

Als global tätiger Konzern hatte die voestalpine im vergangenen Geschäftsjahr nicht nur mit zunehmenden Handelshemmnissen, sondern insbesondere in Mitteleuropa auch mit hohen Arbeits- und Energiekosten, dem weltweit strengsten CO2-Regime und einem enormen Bürokratieaufwand zu kämpfen. Die voestalpine begrüßt zwar die jüngsten Bekenntnisse der Politik zur Industrie auf nationaler und EU-Ebene, vermisst aber konkrete Maßnahmen.

Eibensteiner sagt dazu.
„Den Worten müssen endlich konkrete Taten folgen. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Europa abzusichern, braucht es einen grundsätzlichen Wandel in der Energie-, Klima- und Industriepolitik.“

Erste Schritte in die richtige Richtung wären aus Sicht der voestalpine die Verlängerung der Freizuteilung von Emissionshandelszertifikaten über das geplante Auslaufen bis 2034 hinaus, eine Zweckbindung der CO2-Erlöse für Transformationsprojekte wie greentec steel sowie eine Korrektur des CO2-Grenzausgleichs Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM).

Des Weiteren fordert die voestalpine für die Senkung der Energiekosten in Österreich die von allen anderen EU-Ländern gewährte Strompreiskompensation sowie keine weiteren Belastungen für österreichische Betriebe, wie etwa durch das Erneuerbares-Gas-Gesetz.

Gutes operatives Ergebnis, Sondereffekte durch Restrukturierungsmaßnahmen, hoher Free Cashflow

Die Umsatzerlöse sind im Vorjahresvergleich um 5,6 % auf 15,7 Mrd. EUR gesunken (GJ 2023/24: 16,7 Mrd. EUR). Das operative Ergebnis erreichte 1,3 Mrd. EUR (Vorjahr: 1,7 Mrd. EUR), das EBIT kam bei 455 Mio. EUR zu liegen (GJ 2023/24: 569 Mio. EUR). Der Rückgang beim operativen Ergebnis begründet sich einerseits durch die schwierigen Rahmenbedingungen und andererseits durch die bereits erwähnten, eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen im Konzern.

Der Verkauf des Geschäftsbetriebs von Buderus Edelstahl, Aufwendungen für die Reorganisation von Vertriebsstandorten und die Wertminderung von Firmenwerten führten in der High Performance Metals Division zu negativen Sondereffekten von 176 Mio. EUR, wovon 92 Mio. EUR EBITDA-wirksam waren.

In der Metal Forming Division ergaben sich durch die Reorganisation und Wertminderung von Firmenwerten im Geschäftsbereich Automotive Components negative Sondereffekte beim EBIT in Höhe von 87 Mio. EUR, wovon 45 Mio. EUR beim EBITDA wirksam wurden.

Das Konzernergebnis vor Steuern betrug 271 Mio. EUR. Das Ergebnis nach Steuern lag bei 179 Mio. EUR. Der Cashflow aus der Betriebstätigkeit blieb aufgrund des konsequenten Managements von Working Capital trotz der rückläufigen Ergebnisse mit 1,4 Mrd. EUR auf dem Vorjahresniveau. Der Free Cashflow in Höhe von 309 Mio. EUR für das GJ 2024/25 – trotz hoher Investitionstätigkeit und schwierigem Umfeld – spiegelt die sehr gute Leistung des Unternehmens und seiner Mitarbeiter wider.

Der Verschuldungsgrad blieb wie bereits im Vorjahr – trotz steigender Investitionstätigkeiten in den letzten beiden Jahren und regelmäßiger Dividendenzahlungen – stabil auf einem niedrigen Niveau. Die Nettofinanzverschuldung lag per 31. März 2025 unverändert bei 1,65 Mrd. EUR (31. März 2024: 1,65 Mrd. EUR). Das Eigenkapital betrug per 31. März 2025 7,5 Mrd. EUR. Die Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) blieb gegenüber dem Vorjahr mit 22,1 % praktisch unverändert.

Mit 31. März 2025 beschäftigte der voestalpine-Konzern weltweit rund 49.700 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente), das sind um 3,7 % weniger als im Vorjahr (51.600). Der Rückgang resultiert im Wesentlichen aus dem Verkauf des Geschäftsbetriebs von Buderus Edelstahl sowie der Reorganisation im Geschäftsbereich Automotive Components.

Vorbehaltlich der Zustimmung der am 2. Juli 2025 stattfindenden Hauptversammlung der voestalpine AG wird an die Aktionäre eine Dividende je Aktie von 0,60 EUR (Vorjahr: 0,70 EUR) ausgeschüttet.

Ausblick Geschäftsjahr 2025/26

Zu Beginn des neuen Geschäftsjahres 2025/26 dominiert Unsicherheit die globale Wirtschaftsentwicklung. Der Auslöser dafür sind die am 2. April 2025 von der US-Administration verhängten Zölle gegen nahezu jede Volkswirtschaft, die mit den USA Handel treibt.

Die kurzfristige Aussetzung für 90 Tage konnte zwar die zuvor eingebrochenen Kapitalmärkte beruhigen, nicht aber die Realwirtschaft, die sich auf zunehmend unberechenbare Rahmenbedingungen einstellt. Die Erwartungen an das Weltwirtschaftswachstum in den Jahren 2025 und 2026 wurden infolgedessen von den meisten Ökonomen nach unten korrigiert.

Neben diesen makroökonomischen Effekten ist der voestalpine-Konzern im Geschäftsjahr 2025/26 auch unmittelbar von den Zöllen betroffen, welche die US-Administration am 12. März 2025 gegen Stahl- und Aluminiumimporte in die USA erlassen hat. Aus heutiger Sicht werden diese einen negativen Effekt in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrags auf das Ergebnis des voestalpine-Konzerns im Geschäftsjahr 2025/26 haben.

Vor diesem Hintergrund ist die Einschätzung der Ergebnisentwicklung für das gesamte Geschäftsjahr 2025/26 mit erheblichen Unsicherheiten verbunden. Das Wirtschaftswachstum in Nordamerika scheint sich aus heutiger Sicht einzubremsen, jedoch im positiven Bereich zu bleiben.

Auch Europa sollte nach zwei schwierigen Jahren wieder ein leichtes Wirtschaftswachstum erzielen können. Die Auswirkungen der US-Zollpolitik sind aktuell noch schwer einschätzbar. China behält das kommunizierte strategische Wachstumsziel von 5 % unverändert bei. Sollte sich der Handel mit den USA im Zuge der wechselseitigen Zölle abkühlen, könnte dies jedoch schwer erreichbar werden.

Bei den Marktsegmenten der voestalpine wird für die konjunktursensitiven Bereiche Bau-, Maschinenbau und Konsumgüterindustrie eine weitgehend stabile Entwicklung auf niedrigem Niveau mit einer potenziell leichten Erholung zu Ende des Geschäftsjahres 2025/26 erwartet. Die Bereiche Eisenbahninfrastruktur, Lagertechnik sowie die Luftfahrtindustrie sollten die gute Performance auch im Geschäftsjahr 2025/26 weiter fortsetzen können.

Die Nachfrage der Automobilindustrie wird insgesamt auf dem aktuellen Niveau stabil eingeschätzt. Die in der abgelaufenen Berichtsperiode eingeleiteten Reorganisationsmaßnahmen sollten im Geschäftsjahr 2025/26 bereits positive Ergebnisbeiträge bringen.

Vor diesem Hintergrund erwartet der Vorstand der voestalpine AG aus heutiger Sicht für das Geschäftsjahr 2025/26 ein EBITDA in einer Bandbreite von 1,40 bis 1,55 Mrd. EUR.

(Quelle: voestalpine AG)

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